Nach 220 Jahren hat die Apotheke Friesenheim Ende März geschlossen. Inhaber Dr. Werner Brenner ging in den Ruhestand. Die Website seiner Apotheke wird aber weiterhin aktiv genutzt – jedoch nicht von ihm selbst. Der Online-Shop bietet abstruse Mittel an. Die Familie erwägt juristische Schritte.
Abnehmen, Gesundheit, Schönheit, Erwachsenenprobleme – das sind die Kategorien, die die „Apotheke Friesenheim“ auf seiner Website bedient. Gibt man den Apothekennamen bei einer Suchmaschine ein, erscheint ein Eintrag mit dem Titel: „Apotheke Friesenheim in 77948 Friesenheim“, der auf den erst Blick seriös anmuten mag.
Der Online-Shop selbst beschreibt sich als „zuverlässige Adresse für Gesundheit, Wohlbefinden und hochwertige Produkte“. Angeboten werden ausschließlich Nahrungsergänzungsmittel (NEM) mit englischsprachigem Aufdruck, Schuheinlagen und Abos zu einer Hypnose-App. Alle Produkte sind jeweils mit einem deutlichen Rabatt ausgepreist.
Am Fuße der Website befindet sich ein Kontaktformular mit Google-Maps-Integration. Als Adresse ist die Friesenheimer Hauptstraße 5 – der Standort der geschlossenen Apotheke – im gleichnamigen Ort angegeben.
Die Telefonnummer existiert nach Angaben mehrerer Rückverfolgungsdienste nicht und entspricht auch nicht der Nummer der ehemaligen Apotheke. Auch die E-Mail-Adresse der Website ist eine andere. Dafür hat der Webshop die Öffnungszeiten im Fuß der Website beibehalten.
Die Seite „Über uns“ ist mit generischen Qualitätsversprechen gefüllt, das angefügte „Teambild“ weißt die üblichen Kriterien eines KI-generierten Fotos auf: Der Hintergrund ist verschwommen, Texte auf Verpackungen und Namensschildern nicht lesbar und die Personen weisen Darstellungsfehler auf.
Das Impressum ist unvollständig und damit nicht rechtskonform; es fehlen zentrale Pflichtangaben wie Anschrift, Telefonnummer, Rechtsform und Aufsichtsbehörde. Auch ein Geschäftsführer fehlt, nur Apotheke Friesenheim wird genannt.
Gegenüber der Badischen Zeitung bestätigte Carolin Brenner, Apothekerin und Tochter des ehemaligen Inhabers, dass die Domain von einer anderen Person übernommen wurde: „Wir wissen nicht, wer dahintersteckt, aber es besteht keine Verbindung zu den Brenner-Apotheken.“
Rechtliche Schritte würden in Erwägung gezogen. Zwar werde der Name des ehemaligen Betreibers nicht genannt, doch die Angabe der Anschrift – betont Brenner – sei irreführend.