Versandhandel

Apotheker löst Abmahnwelle aus

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Berlin -

Eine neue Abmahnwelle rollt aktuell über die Apotheken hinweg. Betroffen sind dem Vernehmen nach zahlreiche Anbieter mit Onlineshop. Hinter den Abmahnungen steht ein Apotheker aus Schwäbisch Hall. Allerdings bestehen Juristen zufolge Zweifel an der Rechtmäßigkeit der Abmahnungen.

Angegriffen werden nach Aussagen von Betroffenen verschiedene Verstöße: Häufig genannt sind vermeintliche Fehler im Impressum oder bei Angaben zu Inhalts- oder Zusatzstoffen. Zum Teil wird den Apothekern auch vorgeworfen, illegal Betäubungsmittel (BtM) zu versenden – selbst wenn diese im Webshop nur vorbestellt werden können.

Als vermeintlicher Geschädigter tritt Apotheker Hartmut Rudolf Wagner auf, Inhaber der Brücken-Apotheke in Schwäbisch Hall. Er lässt sich von dem Leipziger Anwalt Christoph Becker vertreten, auf dessen Kanzlei „Richtig. Recht. Leipzig“ aktuell auch die Telefonnummer der Apotheke umgeleitet ist.

Angeblich betreibt Wagner selbst eine Versandapotheke, womit er in einer Konkurrenzsituation zu den Abgemahnten stehen würde. Der Internetauftritt der Brücken-Apotheke ist derzeit allerdings nicht zu erreichen, im offiziellen DIMDI-Register der Name nicht zu finden. Wagner hatte die Brücken-Apotheke erst im März dieses Jahres übernommen.

Zwei Anwälte von Betroffenen halten die Abmahnung unabhängig voneinander für rechtsmissbräuchlich: Der Streitwert sei mit 230.000 Euro viel zu hoch angesetzt, damit ebenso die Abmahngebühren von rund 2700 Euro pro Fall. Bei den Abmahngebühren soll Rechtsanwalt Becker zudem selbst ein Fehler unterlaufen sein, was aber bislang nicht bestätigt ist.

Betroffene Apotheker wollen sich gegebenenfalls zusammenschließen. Derzeit würden schon Listen mit abgemahnten Apotheken erstellt, berichtet ein Anwalt. Sollten die Abmahnungen tatsächlich von einem Gericht als rechtsmissbräuchlich erklärt werden, könnten die Apotheken Schadensersatzforderungen gegen die Brücken-Apotheke stellen, um ihre Anwaltskosten geltend zu machen.

Wie viele Apotheken abgemahnt wurden und was im Einzelnen angeprangert wurde, ist noch nicht bekannt. Die Kanzlei will Nachfragen zu den Abmahnungen erst nach Rücksprache mit der Mandantschaft beantworten.

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