IfH-Studie

„Wunschdenken“ im Apothekenmarkt

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Der Apothekenmarkt ist für branchenfremde Anbieter weit weniger lukrativ als landläufig angenommen. In einer Untersuchung warnt das Kölner Instituts für Handelsforschung (IfH) Branchenneulinge vor übertriebenen Erwartungen: Unterschätzte würden vor allem Raum- und Personaleinsatz, die Besonderheiten von Arzneimitteln und die starke Abhängigkeit der Marktnachfrage von externen Gegebenheiten. „Dieser Markt funktioniert gänzlich anders als der Handel in anderen Branchen. Vorschnellen Aussagen zur Attraktivität des Apothekenmarktes aus Sicht branchenfremder Anbieter ist deshalb eine klare Absage zu erteilen“, sagte IfH-Geschäftsführer Dr. Andreas Kaapke.

Während Lebensmittelhändler, Drogeriemärkte und andere Einzelhandelsunternehmen auf eine Vielzahl von Kostensenkungs- und Marketingkonzepten zurückgreifen könnten, seien diese für Apotheken nicht oder nur eingeschränkt nutzbar. Das Selbstbedienungsprinzips sowie auf Schnelldreher begrenzte Sortimente seien in Apotheken nicht zulässig. Auch ließen sich Umsätze mit Arzneimitteln nicht marketingpolitisch steuern. „Es verwundert, wie oft vergessen wird, dass zwischen Arzneimitteln und anderen Produkten gravierende Unterschiede bestehen, so dass eine Analogie im Sinne einer 1:1-Übernahme gängiger Mechanismen aus anderen Märkten auf Arzneimittel zu falschen Rückschlüssen führen muss“, so Kaapke.

Einsparungen lassen sich demnach in der Apotheke nicht ohne weiteres erzielen: So stellen die Personalkosten rund 15 Prozent des Apothekenumsatzes den größten Kostentreiber dar. Discounter und SB-Warenhäuser realisierten einen um rund die Hälfte höheren Bruttoumsatz je beschäftigter Person, berichtet das IfH. Dabei haben Apotheken ihre Personalkosten laut Studie bereits um drei Prozentpunkte am Umsatz gesenkt, und die Personalproduktivität konnte um fast ein Drittel gesteigert werden. Die daraus hervorgehenden Gewinne verblieben jedoch nur zu einem geringen Teil in den Apotheken, da sie laut IfH von überdurchschnittlich stark steigenden Wareneinsätzen aufgezehrt wurden.

Die Personalpolitik in der Apotheke sei durch Vorgaben in der Apothekenbetriebsordnung ohnehin enger begrenzt. Durch diese werde sichergestellt, dass sich der Ressourceneinsatz nicht nur an ökonomischen Richtwerten, sondern auch am Bedarf in Spitzenzeiten und Notsituationen orientiere, heißt es in der Untersuchung des IfH: „So sind die Durchführung von Nacht- und Notdiensten und der entsprechende Personaleinsatz ökonomisch voraussichtlich nur in Ausnahmefällen sinnvoll, unter Versorgungsgesichtspunkten ist dies jedoch zwingend geboten.“

Bei der Flächenproduktivität erziele die Apotheke hingegen deutlich bessere Werte: So werde gegenüber dem Discounter ein Mehrumsatz von 6.410 Euro je Quadratmeter Verkaufsfläche erzielt. Zurückzuführen seien Produktivitätsunterschiede vor allem auf die Mindestanforderungen beim Raum- und Personaleinsatz in der Apotheke. Kaapke zieht aus der Untersuchung den Schluss: „Der Apothekenmarkt ist für den Handel nicht per se attraktiv, nur weil dessen Marktvolumen und -potenzial groß ist.“

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