Vor fast einem Jahr verbot das Bundesverwaltungsgericht das Arzneimittel-Abgabeterminal Visavia - hauptsächlich wegen der Dokumentationspflichten des Apothekers und der Frage der Verantwortlichkeit bei der Abgabe. Seitdem ist viel passiert. Mehrere Bundesländer haben den Betrieb von Videoapotheken erlaubt, in denen Rezepte gesammelt und Bestellungen aufgegeben werden. Die Beratung erfolgt über Bildtelefon. Neuerdings können die Arzneimittel sogar direkt an der Beratungsbox deponiert und abgeholt werden - die CoBox wird Visavia immer ähnlicher.
Mitte Februar wurde die erste Videoapotheke in einem Unternehmen installiert: Im Foyer der DekaBank im Frankfurter Stadtteil Niederrad können die Mitarbeiter von der Arbeit aus ihre Arzneimittel bestellen. Ein Apotheker aus der Gegend betreibt die Videoapotheke und verspricht zwei Lieferungen täglich.
Weil der Kurier die Medikamente den Mitarbeitern im Bankgebäude aber nicht an den Platz liefern darf, wurden außen an der Kabine Schließfächer angebracht. Die Kunden werden per SMS informiert, wenn die Medikamente geliefert wurden, die Abgabe erfolgt über einen Sicherheitscode.
Solche Locker-Systeme gibt es an stationären Apotheken schon seit einigen Jahren. Die Firma Dacos etwa ist auf individuell angepasste Notdienstanlagen für Apotheken spezialisiert. Knapp 50 der rund 1100 Apotheken mit einer Dacos-Anlage haben sich nach Unternehmensangaben außerdem ein Schließfach-Modul zugelegt. Kunden können sich ihre Medikamente so außerhalb der Öffnungszeiten abholen, wenn diese beim ersten Besuch in der Apotheke nicht vorrätig waren. Auch hier werden die Kunden per SMS informiert.
Der größte Konkurrent, die Firma BPV aus dem badischen Schallstadt, bietet Apotheken ebenfalls maßgeschneiderte Nachtschalter an. Mehr als 30 Anlagen sind nach Angaben des Unternehmens zusätzlich mit Packstationen ausgestattet. Die Kunden bekommen schon bei der Bestellung ihren Abholcode, Stammkunden haben eine feste Nummer.
Während laut Dacos und BPV den meisten Apotheken zwei bis fünf Schließfächer reichen, bietet die Firma Pharma Service Station (PSS) aus Reichenbach ein Lager- und Abgabesystem mit bis zu 90 Lagerplätzen. Die Abholung kann rund um die Uhr an einem Außenterminal der Apotheke oder während der Öffnungszeiten in der Offizin erfolgen. Mit dem Konzept - das inklusive Einbau 20.000 Euro kostet - will PSS nach eigenen Angaben die inhabergeführte Apotheke gegenüber dem Versandhandel stärken.
Nach anfänglichen Bedenken der Apothekerkammern seien die Apothekenschließfächer mittlerweile in ganz Deutschland erlaubt, berichtet ein BPV-Sprecher. Es müsse nur sichergestellt werden, dass der Kunde zuvor die Möglichkeit hatte, in der Apotheke zu seinen Medikamenten beraten zu werden. Deshalb haben die Fächer auch keine Bezahlfunktion, Lösungen außerhalb der Apotheke seien nicht geplant. Auch bei Dacos sieht man beispielsweise davon ab, die Fächer über einen Kommissionierer automatisch zu befüllen, obwohl dies technisch möglich sei.
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