Der Verband der forschenden Pharma-Unternehmen (vfa) hat seine Innovationsbilanz 2025 vorgelegt. Demnach wurden im Jahr 2024 in Deutschland 36 neue Arzneimittel mit neuen Wirkstoffen eingeführt. Hinzu kamen mehr als 20 Zulassungserweiterungen für bereits bekannte Medikamente. Die Zahl der Neueinführungen liegt damit unter dem Niveau des Vorjahres. „Um die Versorgung mit neuen Arzneimitteln wieder umfassend zu gewährleisten, brauchen wir eine innovationsfreundliche, wachstumsorientierte Arzneimittelpolitik in Deutschland und Europa“, betont vfa-Präsident Han Steutel.
Die 36 neuen Wirkstoffe verteilen sich auf mehrere therapeutische Bereiche. Den größten Anteil nimmt die Onkologie mit 13 neuen Wirkstoffen ein. Weitere Neuzulassungen entfallen auf:
Neben den Neueinführungen wird auch die Bedeutung der mehr als 20 Zulassungserweiterungen hervorgehoben, die zusätzliche Einsatzmöglichkeiten etablierter Arzneimittel eröffnen.
Im Bereich der Neurologie wurden zwei neue Medikamente zur Behandlung der Alzheimer-Demenz eingeführt. Es handelt sich um die ersten neuen medikamentösen Therapieoptionen seit mehr als 20 Jahren. Die Wirkstoffe sind für frühe Krankheitsstadien vorgesehen und erfordern eine spezifische diagnostische Abklärung. Eine Heilung der Erkrankung ist damit nicht verbunden.
Zu den neu eingeführten Arzneimitteln zählen mehrere Gentherapien. Dazu gehört eine auf der CRISPR-Cas-Technologie basierende Behandlung der Sichelzellkrankheit und der Beta-Thalassämie.
Zudem wurde eine gentherapeutische Behandlung in Gelform für schwere genetisch bedingte Hauterkrankungen zugelassen. Mehrere der neuen Wirkstoffe und Gentherapien richten sich an sehr kleine Patientengruppen und sind dem Bereich der Arzneimittel für seltene Erkrankungen zuzuordnen, deren Entwicklung besonders sensibel auf regulatorische und wirtschaftliche Rahmenbedingungen reagiert.
Rund drei Viertel der neuen Arzneimittel wurden zuvor in klinischen Studien geprüft, an denen deutsche Kliniken oder Arztpraxen beteiligt waren. Der Verband weist darauf hin, dass Forschungs- und Markteinführungsentscheidungen zunehmend auf europäischer Ebene getroffen werden und ein international wettbewerbsfähiger Ordnungsrahmen dabei an Bedeutung gewinnt.
Zugleich sieht der Verband wachsenden internationalen Wettbewerbsdruck. Steutel erklärt: „Deutschland steht vor globalen Herausforderungen: In der präklinischen und klinischen Arzneimittelforschung bleiben Potenziale ungenutzt. Hier gehen andere Länder – wie China – mit deutlich größerem Tempo voran.“
Zudem betont er: „Gleichzeitig zwingt die US-Politik unser Land dazu, neue Antworten auf die Fragen zu finden, wie eine leistungsfähige Versorgung und ein wettbewerbsfähiger Pharma-Standort in Zukunft aussehen müssen.“
In der Innovationsbilanz thematisiert der vfa außerdem Arzneimittel, die zwar eine europäische Zulassung erhalten haben, in Deutschland jedoch nicht vermarktet werden.
Als Gründe nennt der Verband unter anderem die Nutzenbewertung im AMNOG-Verfahren sowie Preis- und Erstattungsregelungen. „Die Zahl zugelassener, aber hierzulande nicht vermarkteter Medikamente wächst“, betont Steutel. „Früher waren wir es gewohnt, dass fast alle Medikamente schnell zur Verfügung stehen.“
Weiter erklärt er: „Um die Versorgung mit neuen Arzneimitteln wieder umfassend zu gewährleisten, brauchen wir eine innovationsfreundliche, wachstumsorientierte Arzneimittelpolitik in Deutschland und Europa.“
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