Stada nimmt einen neuen Anlauf für einen milliardenschweren Börsengang in Frankfurt. „Wir bereiten einen Börsengang im Herbst vor, sofern die Rahmenbedingungen stimmen“, sagte Stada-Chef Peter Goldschmidt der Deutschen Presse-Agentur. Anders als im Frühjahr sei das Umfeld an den Finanzmärkten derzeit stabiler. „Außerdem ist es im momentanen Umfeld ein Vorteil, dass wir so gut wie kein Geschäft in den USA haben.“
Der Konzern mit Sitz in Bad Vilbel bei Frankfurt wollte schon im April an die Börse. Die Pläne wurden aber vertagt, da die Kurse mit Trumps Zolldrohungen stark schwankten. Der Börsengang im zweiten Anlauf, für den der Oktober im Raum steht, soll nun schon in wenigen Tagen formell angekündigt werden. Dabei könnte Stada, bekannt etwa für das Erkältungsmittel Grippostad und den Hustensaft Silomat, mit rund zehn Milliarden Euro bewertet werden. Damit wäre Stada wohl einer der größten Börsengänge in Europa in diesem Jahr und mindestens ein Kandidat für den MDax.
Wie viele Anteile die Stada-Eigentümer, die Finanzinvestoren Bain Capital und Cinven, bei einem Börsengang abgeben könnten, ist nicht bekannt. Sie hatten den Generikakonzern mit zuletzt rund 11.600 Beschäftigten 2017 für 5,3 Milliarden Euro gekauft und später von der Börse genommen. Gelingt der Börsengang, würde der Pharmakonzern nach sieben Jahren Abstinenz aufs Parkett zurückkehren. Die Stada-Eigentümer suchen schon länger den Ausstieg, die Gespräche verliefen aber zuletzt zäh.
Für den geplanten Börsengang, bei dem Stada unter anderem von der Deutschen Bank beraten wird, hat der Konzern eine neue Führungsstruktur vorbereitet: So soll Stada künftig unter einer Holding nach niederländischem Recht agieren. „An der Zentrale in Bad Vilbel würde sich aber im Fall eines Börsengangs nichts ändern“, sagte Goldschmidt.
Im ersten Halbjahr hat Stada von wachsenden Geschäften profitiert: Der bereinigte Konzernumsatz stieg auf Basis konstanter Wechselkurse gegenüber rein organisch um 6 Prozent auf 2,1 Milliarden Euro.
Der Umsatz im Segment Specialty legte um 18 Prozent auf 486 Millionen Euro zu. Haupttreiber war die starke Performance und Marktdurchdringung des Stelara-Biosimilars Uzpruvo (Ustekinumab), das im Juli 2024 auf den Markt gebracht wurde.
Bei rezeptfreien Präparaten gab es ein Plus von 2 Prozent auf 779 Millionen Euro, hier hatte es im ersten Quartal wegen der schwachen Husten- und Erkältungssaison sogar einen Rückgang gegeben. Auch der Umsatz mit Generika erhöhte sich nur um 2 Prozent, hier hatte es aber außergewöhnlich hohe Umsätze in der Vorjahresperiode in Deutschland infolge einmaliger Sondereffekte gegeben. Außerhalb Deutschlands stiegen die Umsätze im mittleren einstelligen Prozentbereich, was zum Teil auf die Markteinführung des Antikoagulans Rivaroxaban in mehreren Ländern zurückzuführen ist.
Der bereinigte Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) wuchs um 5 Prozent auf 481 Millionen Euro.
„Trotz volatiler Marktbedingungen erzielte Stada im ersten Halbjahr ein umfassendes Wachstum dank unseres diversifizierten Portfolios, erfolgreicher Produktneueinführungen und einem herausragenden Engagement der Mitarbeiter”, kommentierte Goldschmidt. „Zudem haben wir unser Entwicklungsportfolio mit 50 abgeschlossenen Geschäftsentwicklungs- und Lizenzverträgen in der ersten Jahreshälfte erweitert, um auch künftig ein nachhaltiges Wachstum zu gewährleisten.“
Stada war in den vergangenen Jahren auch dank einer Serie von Übernahmen gewachsen, hat dabei aber rund 5,7 Milliarden Euro Schulden angehäuft. Um für Investoren attraktiver zu werden, hatte der Konzern sein Russlandgeschäft abgespalten – es galt als Belastung für die Verkaufspläne. Bei einem Börsengang würde sich die Verschuldung von Stada nach Goldschmidts Worten etwa halbieren.
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