Novartis hat einen Ausbau seines Standorts in Halle an der Saale angekündigt. Mit der lokalen Produktion wolle das Unternehmen die Versorgung von Prostatakrebspatienten in Deutschland stärken.
Die neue Anlage soll eine hochmoderne, halbautomatische Produktionslinie für die Herstellung einer Radioligandentherapie (RLT) für die Präzisionskrebsbehandlung mit Erweiterungsmöglichkeiten für zusätzliche Fertigungsstrecken enthalten. Die Investitionssumme belaufe sich auf knapp 40 Millionen US-Dollar, etwa 36 Millionen Euro. Die Eröffnung ist für Ende 2027 geplant. Rund 25 Stellen sollen am Standort geschaffen werden. Laut Medienberichten unterstützt das Land Sachsen-Anhalt das Vorhaben mit Fördermitteln zur Fachkräftesicherung und mit einer Umweltförderung. Nachbar im Industriegebiet in Halle wird unter anderem Kommissionierautomatenhersteller Gollmann.
Bei der RLT wird ein zielgerichtetes Biomolekül (Ligand) mit einem Radionuklid kombiniert. Nach der Injizierung bindet der Ligand an die Zielzelle, die eine bestimmte Zielstruktur ausbildet. So kann das Radionuklid die Zielzellen schädigen und die Replikation beeinträchtigen oder zum Zelltod führen. Die RLT soll das umliegende Gewebe möglichst wenig schädigen. Der Pharmakonzern spricht von einer Schlüsseltechnologie in der modernen Onkologie und verfügt als einziges Unternehmen über zwei in Deutschland zugelassene RLT zur Behandlung von fortgeschrittenen Krebserkrankungen. „Der Aufbau lokaler Produktionskapazitäten trägt dazu bei, dem wachsenden Bedarf gerecht zu werden und gleichzeitig die Versorgung von Krebspatient:innen in Deutschland nachhaltig zu stärken“, so Novartis.

Der Pharmakonzern teilte die Entscheidung gestern im Rahmen einer Veranstaltung mit Vertreter:innen aus Bundes- und Landespolitik, Wirtschaft, Forschung und Medizin mit. „Deutschland verfügt über gewachsene Strukturen und exzellente Expertise im Bereich der Radioligandentherapie – ein klarer Standortvorteil in einem hochinnovativen Feld“, sagte Manfred Heinzer, Vorsitzender der Geschäftsführung von Novartis Deutschland. „Die Bundesregierung hat mit dem Pharmadialog ein wichtiges Signal gesetzt und zeigt, dass sie sich diesen zentralen Aufgaben auf höchster Ebene annimmt.“ Man profitiere vor Ort logistisch durch die Nähe zum Flughafen Leipzig und zu bedeutenden nuklearmedizinischen Zentren in Mitteldeutschland und Berlin.
Sven Schulze (CDU), Minister für Wirtschaft, Tourismus, Landwirtschaft und Forsten des Landes Sachsen-Anhalt, begrüßt die Entscheidung: „Diese Investition unterstreicht das Potenzial unseres Landes als leistungsstarker Standort für Zukunftsbranchen. Forschung, Industrie und Versorgung greifen hier ideal ineinander – und schaffen so Arbeitsplätze, Wertschöpfung und Perspektiven. Wir sind stolz darauf, dass sich Novartis für Sachsen-Anhalt entschieden hat. Das stärkt nicht nur unseren Gesundheitssektor, sondern auch das Vertrauen in die Innovationsfähigkeit unseres Landes.“
Tino Sorge (CDU), Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesministerium für Gesundheit, ergänzt: „In Zukunft wird in Sachsen-Anhalt an vorderster Stelle gegen den Krebs gekämpft. Darauf können wir stolz sein. Der heutige Tag ist ein Lichtblick für unser Gesundheitswesen und die Forschung. Der große Gewinner sind die Patientinnen und Patienten. Wirtschaft, Wissenschaft und Politik ziehen an einem Strang. Auch als Bundesregierung wollen wir unseren Gesundheitsstandort nachhaltig stärken, denn er steht im harten internationalen Wettbewerb. Investitionen wie diese tragen ganz maßgeblich dazu bei, dass Exzellenz in der medizinischen Forschung und Versorgung von Deutschland ausgeht.“
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