Patentablauf

Generikum „künftig zum generischen Preis“

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Für die Generikabranche gehört der Patentablauf von Valsartan im November zu den Großereignissen des Jahres. Rund 3,5 Millionen Mal wurde der Angiotensin-Antagonist in verschiedenen Varianten laut Arzneiverordnungsreport im Jahr 2009 zu Lasten der Krankenkassen verordnet; der Durchschnittspreis pro Packung lag bei 100 Euro. Den Mutterkonzern Novartis im Rücken, hat Hexal Mitte Juni das erste Generikum vorab auf den Markt gebracht - zum gleichen Preis wie das Originalprodukt.

Laufen Patente aus, ziehen Generikahersteller regelmäßig alle Register, um mit ihren Produkten zuerst auf dem Markt zu sein. Mitunter stimmt der Originalhersteller der Einführung eines Generikums sogar vor Ende der Schutzfristen zu, wenn er an den Erlösen den Wettbewerbers ausreichend beteiligt wird („Early entry“).

Weil die großen Pharmakonzerne längst eigene Generikasparten integriert haben, bleiben solche Geschäfte um Vermarktungsrechte heute mitunter in der Familie. So auch bei Valsartan, wo Novartis Hexal zu einem guten Start mit ausreichendem Vorsprung verhilft. Was bei ökonomischer Betrachtung also eine Marketingstrategie ist, bezeichnet der Konzern in einem Informationsschreiben als „zukunfstweisenden Ansatz an der Schnittstelle zwischen Erst- und Generika-Anbieter“.

Dass sich Novartis die Marge nicht ohne Not kaputt macht, ist verständlich: Die Preise von „Valsartan Hexal“ beziehungsweise „Valsartan Hexal comp“ liegen exakt auf dem Niveau von Diovan beziehungsweise CoDiovan. 26,69 Euro kostet die preiswerteste, 119,43 Euro die teuerste Variante.


Trotzdem findet der Konzern, dass die Früheinführung allen Beteiligten Vorteile bietet: Ärzte hätten die Möglichkeit, die Therapie ihrer Hypertoniker „in Ruhe und mit größtmöglicher Kontinuität“ anzupassen: „Knapp zwei Quartale vor Patentablauf können sie bei Neuverordnungen bereits auf das künftig zum generischen Preis erhältliche Angebot der Hexal zurückgreifen und so ihre Therapie frühzeitig wirtschaftlich ausrichten.“

Auch die Kassen profitieren nach Ansicht des Konzerns von dem Generikum, das nach dem klassischen Maßstab des Preises gar keines ist: „Von Vorteil für die Kostenträger ist schließlich, dass die frühe Präsenz von Hexal im Markt rasch für eine höhere Akzeptanz von Generika in der Sartan-Therapie führt und so ab Patentablauf hohe Wirtschaftlichkeitsreserven mobilisiert werden können.“

Nicht immer hatten Gemeinwohlbelange diese Priorität beim Schweizer Konzern: Im Frühjahr hatte sich Novartis mit Generikafirmen wie Actavis und Teva vor Gericht gestritten, weil diese Valsartan-Kombinationen auf den Markt bringen wollten. Zwar sind sowohl für den Wirkstoff als auch für die Kombination mit HCT die Patente bereits abgelaufen. Allerdings gibt es noch zusätzliche Schutzrechte (supplementary protection certificate - SPC), die erst am 13. November ablaufen.

Dann stehen die Generikafirmen bereit: Neben Hexal haben auch die Schwesterunternehmen 1A und Sandoz Zulassungen für Valsartan in der Tasche, außerdem Ratiopharm/AbZ/Teva, Stada/Aliud, Winthrop/Zentiva, AAA, Basics, Actavis, TAD, Mibe (Dermapharm) und Wörwag.

Mit Erlösen von rund 7 Milliarden US-Dollar ist Valsartan der umsatzstärkste Wirkstoff des schweizerischen Pharmakonzerns. In Deutschland ist Valsartan als Diovan/CoDiovan, Exforge sowie Cordinate/Cordinate plus auf dem Markt. Als Lizenznehmer vermarktet der belgische Pharmakonzern UCB außerdem Provas/Provas comp und Dafiro/Dafiro HCT.

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