Versandhandel

China buhlt um deutsche Apotheken

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Berlin -

Chinesische Kunden haben es auf Produkte aus Deutschland abgesehen. Kassenschlager ist seit Jahren das Milchpulver Aptamil von Milupa. Auch deutsche Versandapotheken werden gezielt von Firmen aus Fernost angesprochen. Die Bodyguard-Apotheke hat sich beim Markteinstieg von einem externen Dienstleister helfen lassen.

Seit sechs Monaten arbeitet die Bodyguard-Apotheke mit dem chinesischen E-Commerce-Anbieter Azoya zusammen. Ohne einen lokalen Partner sei ein Einstieg in den chinesischen Markt nicht zu stemmen, sagt Sebastian Kraus, der für das Marketing des Versandgeschäfts der Pforzheimer Apotheke am Markt verantwortlich ist. Die Firma hat die Inhalte des Internetauftrittes übersetzt und einen Ableger für China entwickelt.

Die Bestellungen hielten sich aber in Grenzen: „Das Geschäft läuft nicht überragend gut“, sagt Kraus. Pro Monat würden etwa 100 Pakete verschickt. Vor allem Milchpulver-Produkte würden bestellt. Auch Vitamine und Kosmetik landeten im Warenkorb. Allerdings sei die Steuer in der Volksrepublik auf die Produkte teils sehr hoch, weshalb die Nachfrage nach Körperpflegeprodukte eher niedrig sei.

Unzufrieden ist Kraus vor allem mit der chinesischen Post: Ein Problem beim Versand sei die schlechte Verlässlichkeit. Teilweise lägen Pakete im Regen oder für Wochen beim Zoll. Außerdem seien die Fixkosten für den Versand mit bis zu 20 Euro relativ hoch. „Es ist falsch zu denken, der Versand nach China ist ein Selbstläufer“, mahnt Kraus.

Auch Medpex wurde von der chinesischen Firma kontaktiert. Drei Männer in Anzügen hätten unangemeldet vor der Tür gestanden, sagt Geschäftsführer Frank Müller. Azoya habe den Versand nach China organisieren wollen. Bei der rheinland-pfälzischen Versandapotheke von Christiane Bülow-Bichler hat man sich dagegen entschieden. „Wir fokussieren uns auf den deutschen Markt“, so Müller.

Azoya sitzt in Shenzhen und wurde vor zwei Jahren gegründet. Das Unternehmen hat auch den Internetauftritt für „Unsere kleine Apotheke“ gestaltet, dem Versandgeschäft der Linden-Apotheke aus Sachsen-Anhalt. Weitere Partner sind laut Azoya die britischen Versandapotheken TLC Pharmacy und Chemist Direct, die neuseeländische NetPharmacy und die deutsche Einrichtungsfirma Erwin Müller.

Bei der Berliner Versandapotheke Aponeo hatte eine chinesische Firma eine andere Zusammenarbeit angeboten: Die Firma habe Produkte in Deutschland bestellen und selbst nach China verschicken wollen, sagt Aponeo-Chef Konstantin Primbas. Zu einem zweiten Gespräch sei es aber nie gekommen. Der Versender beliefert nur Kunden aus Deutschland.

In China sei momentan nicht viel zu holen, sagt Primbas. „Nicht nur der Kulturkreis, sondern auch das Bestellverhalten ist anders.“ Die chinesischen Kunden erwarteten eine sehr schnelle Reaktionszeit auf Anfragen, so Primbas. Außerdem werde ein größeres Angebot an Fotos der Produkte verlangt. China sei ein schwer einzuschätzender Markt, so Primbas.

Auch die Bodyguard-Apotheke sieht Unterschiede bei der neuen Klientel: „Die chinesischen Kunden sind äußerst sensibel und ängstlich“, sagt Kraus. Außerdem sei man von der Willkür der Regierung abhängig.

Westliche Medikamente werden in China hauptsächlich in Krankenhausapotheken verkauft. Die chinesische Regierung beabsichtigt aber, den Arzneimittelverkauf von den Kliniken abzukoppeln. Krankenhäuser könnten sich dadurch nicht länger mit Medikamentenverkäufen finanzieren. Apotheken dagegen profitieren. China gilt als zweitgrößter Pharmamarkt der Welt. Im Juni sollten auch die Preisvorgaben für die meisten Medikamente aufgehoben werden.

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