Drogerieketten

dm: Auf Schnäppchenjagd bei der Konkurrenz

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Berlin -

Mitarbeiter der Drogeriekette dm kaufen einem Bericht zufolge bei den Konkurrenten Rossmann, Müller & Co. gezielt Sonderangebote auf und stellen diese in die eigenen Regale. Dies berichtet das Nachrichtenmagazin Focus in seiner neuen Ausgabe.

Focus beruft sich auf eine interne Anweisung der dm-Zentrale in Karlsruhe an die rund 1800 Filialen in Deutschland. Ein Konzernsprecher bestätigte das Vorgehen. Die Mitbewerber äußerten sich zu der Praxis zunächst nicht.

Laut Focus sollen dm-Beschäftigte „strategisch relevante Aktionsartikel bei Wettbewerbern“ einkaufen. „Hierzu wird zentralseitig eine Liste mit relevanten Artikeln montagmorgens bereitgestellt“, zitiert das Nachrichtenmagazin aus der Direktive. Das Scheiben enthalte einen Link auf eine Seite im dm-Intranet, auf der die korrekte Verbuchung des „Fremdeinkaufs in den Filialbestand“ erläutert werde.

dm-Geschäftsführer Christoph Werner bestätigte: „Wir stellen unseren Kolleginnen und Kollegen in den dm-Märkten Informationen zur Verfügung, die es ihnen ermöglichen, die günstigste Einkaufsquelle für ihren Markt zu nutzen. Diese Quelle können auch Wettbewerber sein, wenn diese Artikel unseres Sortiments zu einem Preis anbieten, der unter unserem Einkaufspreis beim Hersteller liegt.“ Man gehe davon aus, dass die Wettbewerber „nicht unter Einstandspreis verkaufen“, sodass diese durch das dm-Vorgehen keine Nachteile hätten.

Die nun bekannt gewordene Praxis ist eine weitere Facette im Konkurrenzkampf der Drogeriemärkte. Erst kürzlich hatte der Bundesgerichtshof in einem Rabattstreit zugunsten der Drogeriekette Müller entschieden. Drogerien und andere Märkte dürfen sich demnach an Rabattaktionen der Konkurrenz „anhängen“ und damit werben, die fremden Gutscheine auch in eigenen Filialen einzulösen. Müller hatte Kunden mit dem Angebot gelockt, 10-Prozent-Coupons von dm, Rossmann und Douglas ebenfalls anzunehmen.

Im April hatte der Stern berichtet, dass Rossmann durch einen Dienstleister die Preise von Konkurrenten wie dm, Müller, Kaufland und Budnikowsky ausspähen lässt. Die Firma promota.de, die zuvor als ISS firmierte, setzte ihre Mitarbeiter demnach nicht nur als Regaleinräumer in Rossmann-Filialen ein. Die Kette unterhielt mindestens seit dem Jahr 2007 auch Werkverträge mit ISS, wonach deren Beschäftigte sogenannte Preiserhebungen vornehmen sollten.

Solche Preiserhebungen seien branchenüblich, rechtfertigte sich Rossmann. Die Preise stünden offen an den Regalen. Das gezielte Erheben von Preisinformationen sei rechtlich unbedenklich, auch wenn betroffene Filialen das Recht hätten, Hausverbote zu erteilen, so ein Sprecher.

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