Angebot ab Dienstag

dm-Apotheke: Start mit 2500 OTC-Mitteln

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Berlin -

Rezeptfreie Medikamente wie Schmerzmittel kann man ab Dienstag auch online bei dm kaufen. Die Drogeriemarktkette erweitert das Angebot, das über die zentrale Internetseite bestellt werden kann, wie sie in Karlsruhe mitteilte. Rezepte werde man nicht einlösen können, sagte dm-Chef Christoph Werner dem „Handelsblatt“. Daher stellt er auch klar: „Es geht uns eigentlich gar nicht darum, uns nun als Online-Apotheke zu profilieren.“

dm-med gehe dann mit etwa 2500 OTC-Arzneimitteln und 1000 Produkten aus dem Bereich Hautkosmetik an den Start, heißt es weiter. „Wir sehen ein großes Potenzial“, so Werner gegenüber dem Magazin. Dafür habe es bereits ein zweistelliges Millioneninvestment gegeben. „Das Gesundheitsprojekt ist derzeit unser größtes Projekt bei dm und es sind mehrere Hundert Mitarbeiter aus fast allen Unternehmensbereichen daran beteiligt.“

Während Apotheker:innen vor Unsicherheiten warnen, sieht der dm-Geschäftsführer im Ressort Marketing und Beschaffung, Sebastian Bayer, darin lediglich eine logische Erweiterung des Sortiments, wie er jüngst erklärt hatte. Kundinnen und Kunden hätten auf der dm-Homepage oft nach solchen Produkten gesucht, die dm bis dato nicht habe verkaufen dürfen. Diese Kund:innen wolle man nicht verlieren, so Wener. „Dass dm-med als Online-Apotheke aufgesetzt werden muss, ist eine Folge der gesetzlichen Vorgaben.“

Erhältlich sollen nun rezeptfreie Medikamente sein, die über ein Logistikzentrum in Tschechien verteilt werden. Ein ähnliches Angebot für Österreich könnte folgen. Auf die Frage, welchen Umsatz man sich hiermit erwarte, sprach Werner vom großen Potenzial der Sparte. „Dennoch gehen wir als Unternehmen ohne Selbstüberschätzung, aber mit großer Leidenschaft und Lernbereitschaft vor, um unser Angebot schnell kundenorientiert anzupassen und weiterentwickeln zu können.“ Beim Preis könnten sich die Kund:innen auf „unsere bewährten günstigen Dauerpreis verlassen“.

Kritik der Apotheken

Der Deutsche Apothekerverband (DAV) warnte, dass Menschen mit gesundheitlichen Problemen verunsichert werden könnten, wenn der Unterschied zwischen Apotheke und Drogeriemarkt nicht mehr klar sei. Ein hochwirksames und damit potenziell auch gefährliches Arzneimittel dürfe nur fachgerecht von einer Apotheke abgegeben und nicht „marketinggesteuert von einem Drogeriemarkt rausgehauen werden“, erklärte der Vorsitzende Hans-Peter Hubmann.

Gerade bei akuten Leiden – ob nun Allergie, Schmerz oder Erkältung – komme es zudem darauf an, die Eigendiagnose der Patientinnen und Patienten zu hinterfragen und ihnen im Zweifel auch vom falschen Medikament abzuraten. Ärzteverbände sehen hingegen die Vorstöße im Bereich Prävention äußerst kritisch. Die angebotenen Screenings würden Patient:innen ratlos zurücklassen und unnötig verunsicherte Menschen erst recht in die Praxen treiben. „Diese Kritik ist bizarr“, so Werner im Interview. Vom von der Wettbewerbszentrale angestoßenen Verfahren sieht sich Werner eher noch bestätigt: „Wenn eine Augenuntersuchung, die zunächst in gerade mal fünf dm-Märkten getestet wird, gleich solch eine Reaktion auslöst, dann scheinen wir uns ja auf einem hochinteressanten Feld zu bewegen.“

Kooperations-Anfragen aus Apotheken

Auch böse Briefe zur Apotheken-Offensive habe es gegeben: „Aber es hat sich gezeigt, dass der Zorn auch schnell verraucht, wenn man sich die Zeit nimmt, darauf einzugehen.“ Werner freut sich aber auch über positive Meldungen aus der Apothekerschaft: „Wir hatten übrigens auch positive Reaktionen aus der Apothekerschaft. Denn es gibt auch viele, die unternehmerisch denken. Einige haben angefragt, ob sie mit uns kooperieren und für uns ausliefern könnten.“

Hier lote man Möglichkeiten aus, scheitere aber auch an regulatorischen Vorgaben. „Würde beispielsweise ein Apotheker seine Apotheke in einem dm-Markt betreiben, wäre das ein Gewinn für die Kundschaft, für den Apotheker und für dm. Doch da der Gesetzgeber vorgibt, dass eine stationäre Apotheke räumlich gänzlich von unseren Verkaufsräumen getrennt sein muss, scheidet diese Möglichkeit bisher aus“, erklärt Werner.

Auch das Thema Arztkabinen werde man sich genau anschauen und beispielsweise das Kaufland-Projekt im Blick behalten.

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