Die Apothekerkammer Nordrhein (AKNR) freut sich über einen juristischen Erfolg: Eine dubiose Rabatt-Plattform aus Grünwald bei München hat eine Unterlassungserklärung abgegeben und zugesichert, ab sofort keine als „Dividende“ getarnten Rabatte mehr an Patienten für die Einlösung hochpreisiger Arzneimittel auszuschütten.
Bei dem von der AKNR als „vermeintlichen Aktiengesellschaft“ und „Dubiose Rabatt-Plattform“ bezeichneten Unternehmen handelt es sich um die „Deutsche Patientenfürsorge“. Die Website des Unternehmens ist derzeit nicht zu erreichen: „Kurze technische Pause. Wir führen gerade wichtige technische Wartungsarbeiten für Sie durch und sind in Kürze wieder für Sie verfügbar“, heißt es dort schlicht.
Zuvor konnten sich Interessierte hier als vermeintliche Aktionäre anmelden. Über eine Suchmaske mussten sie dann entweder die PZN oder den Namen ihres Präparats eingeben. Die Seite berechnete daraufhin, wie viel Cashback das entsprechende Arzneimitteln generieren würde. Würden Interessierte regelmäßig hochpreisige Arzneimittel über die Seite beziehen, sollten Rückzahlungen eingeräumt werden. Diese illegalen Rückvergütungen gab das Portal als Dividenden an.
„Das sind natürlich keine ‚Dividenden‘, sondern Rabatte oder Rückvergütungen, abhängig vom Umsatz in einer ganz bestimmten Apotheke“, ärgert sich Dr. Bettina Mecking, Geschäftsführerin und Justiziarin der AKNR. „Da sieht man mal wieder, wie viele Fehlentwicklungen es im Markt gibt – solange sich niemand kümmert, machen die einfach im Internet ihr Ding“, kommentiert der Vorstand.
Spannend: Hinter dem Unternehmen steht Dr. Eugene van Eekelen. Der Apotheker aus Chemnitz hatte vor zehn Jahren mit Postpills bereits ein ähnliches Modell etabliert, das damals ebenfalls verboten wurde. Bei der Patienten Fürsorge entfiel die Hälfte des Kapitals auf stimmrechtslose Vorzugsaktien, die dann für bestimmte Indikationen reserviert waren: Augen-, Darmerkrankungen, Hepatitis, HIV, Krebs, Morbus Gaucher, Morbus Hunter, Multiple Sklerose, Mukoviszidose, Niereninsuffizienz, Organtransplantation, Prävention/Diagnostik, pulmonale Hypertonie, Rheuma, sonstige chronische Krankheiten
„Das ist erneut ein guter Tag für die Patientensicherheit in Deutschland“, bewertet Kammerpräsident Dr. Armin Hoffmann. „Medikamente sind eine komplexe Ware. Sie haben Neben- und Wechselwirkungen, teils auch mit einfachen Lebensmitteln. Beratung ist essenziell. Die Apotheken vor Ort bieten sie rund um die Uhr. Rabatte auf Arzneimittel sind gegenüber Patientinnen und Patienten verboten – aus gutem Grund. Denn es soll für darum gehen, die in puncto Beratung und Betreuung beste Apotheke zu finden und nicht die günstigste. Sich auf Kosten der Gesetzlichen Krankenversicherung irgendwelche Kick-Backs zu sichern, mag individuell verlockend erscheinen – das widerspricht aber dem Ziel der Patientensicherheit.“
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