Kommentar

Däinghaus auf Identitätssuche

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DocMorris-Chef Ralf Däinghaus hat es nicht leicht in diesen Tagen. Seit er vor sieben Jahren mit der Versandapotheke an den Start gegangen war, schmückte er sich mit dem Image eines Rebells, der mit aller Kraft das tradierte Apothekensystem zu Fall bringen wollte. Selbst der Großhandel schien für Däinghaus ersetzbar. Die Medien liebten den umtriebigen Revoluzzer.

Dann wurde DocMorris mehrheitlich ausgerechnet von Europas größtem Pharmahandelskonzern übernommen. Zunächst schwärmte der DocMorris-Chef noch von den Möglichkeiten, die die Assimilation durch den Konzern mit sich bringe. Seine Eigenständigkeit und seinen Mythos als Macher hatte Däinghaus jedoch verloren. Da half auch keine Polemik, etwa gegen die Lieferfähigkeit der Apotheken.

Heute muss der DocMorris-Chef den Zwängen des Systems, gegen das er einst ankämpfte, folgen. Sein versuchter Schulterschluss mit Drogerien und Supermärkten als Mitstreiter im Kampf um die Öffnung des Apothekenmarkts dürfte weder der Konzernmutter noch den Franchise-Nehmern, für die er immerhin als Sprecher durchgehen kann, gefallen haben. Nun muss Däinghaus leisere Töne anschlagen.

In der Financial Times Deutschland versucht der DocMorris-Chef, seine Scharte vom November auszuwetzen: „Arzneimittel gehören ganz allein - und ohne Ausnahme - in die Hände von Apothekern“, fabuliert Däinghaus in einem Gastkommentar der aktuellen Medbiz-Beilage. Medikamente dürften nicht in Drogerien und Kaufhäuser abgegeben werden oder an Arznei-Automaten und Abholstellen. Experte sei nur der Apotheker, egal ob selbstständig, angestellt - oder Versandapotheker.

Doch nach Jahren des Dauerfeuers wider das vermeintliche Establishment und einem mehrfachen Wechsel der Argumentationslinie dürfte Däinghaus kaum als Kronzeuge für das System dienen. Vielleicht durchschauen irgendwann auch die letzten Systemkritiker, dass bei so manchem Liberalisierer Argumente letzlich nur austauschbare Mittel zum Zweck sind.

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