Die Abläufe in Apotheken werden immer technischer und digitaler. Im Hintergrund arbeiten Technologieunternehmen an Lösungen. CompuGroup Medical (CGM) führt in Deutschland erstmals eine Cloud-basierte und KI-gestützte Software in der Offizin ein – und will damit die Prozesse beschleunigen. „Die richtige Software kann entscheidend dazu beitragen, die Leistungsfähigkeit der Apotheken zu erhöhen“, sagt CGM Lauer-Geschäftsführer Ulf Hönick.
Vor drei Jahren begann CGM Lauer mit der Entwicklung. Seither haben rund 200 Angestellte an dem Projekt mitgewirkt. Ab Juni wird CGM Stella, wie die Software heißt, in den ersten Pilotapotheken freigeschaltet. „Dann gibt es kein Zurück mehr“, sagt Hönick. Geplant sei, im ersten Jahr 50 Apotheken in das neue System zu integrieren. „Bis zum Herbst wollen wir in den flächendeckenden Vertrieb gehen.“ Ein Ersatz soll Stella nicht sein: Das bestehende Angebot werde weiterentwickelt.
In Italien ist das Programm bereits seit einem Jahr im Einsatz. Die Software wurde zunächst in sogenannten Parafarmacias eingeführt, die keine verschreibungspflichtigen Arzneimittel abgeben. „Es wäre finanziell unmöglich, nur für Deutschland ein so umfangreiches Cloud-basiertes System neu zu entwickeln. Durch die Skalierbarkeit auf mehrere Länder sieht das bei uns anders aus.“ 70 Prozent der „Kernsoftware“ seien in allen Ländern gleich. Die restlichen 30 Prozent wie beispielsweise die Umsetzung des E-Rezeptes seien durch ein deutsches Team entwickelt worden.
Einer der entscheidenden Vorteile einer Cloud-basierten Software ist die Leistungsfähigkeit. „Stella ist in allen Belangen schneller, die Datenbanken stehen zentral zur Verfügung und über die ‚elastische Suche‘ können Suchbegriffe auch falsch geschrieben oder abgekürzt eingegeben werden und die richtigen Arzneimittel werden gefunden.“ Die Software sei alles andere als „starr“.
Zudem werde der Update-Prozess deutlich vereinfacht: „Auch die Datensicherheit ist gewährleistet, sie findet automatisch im Hintergrund statt und wurde gemäß C5-Kriterienkatalog des Bundesamts für Sicherheit in der Informationstechnik unabhängig attestiert. Es sind keine Sticks oder andere Datenträger mehr nötig. Wir sind da über zwei Rechenzentren ausfallsicher aufgestellt.“ Zudem könne die Software an den Computern in der Apotheke, aber auch mobil über Tablets bedient werden. „Sie ist Device- und Betriebssystem-unabhängig.“
Integriert ist auch die virtuelle KI-Assistenz „Ask Stella“. Sie unterstütze am HV-Tisch bei der Beratung mit der unmittelbaren Bereitstellung produktbezogener, geprüfter Fachinformationen unter anderem aus der Abda-Datenbank. Dadurch sei mehr Zeit für die Beratung der Kundschaft vorhanden.
Hönick betont, dass sich die Betriebe mit Blick auf die „Apotheke der Zukunft“ breiter aufstellen müssten. „Die Apotheke wird in der Versorgung weiter integriert werden – allein schon wegen des demographischen Wandels. Apotheken werden mehr im Verbund arbeiten.“ Der interdisziplinäre Austausch sei wichtig. Trotz der Digitalisierung sei die Vor-Ort-Apotheke ein gesellschaftlicher Mehrwert, der nicht zu ersetzen sei: „Wo sonst erhält man in Deutschland noch ohne Termin und barrierefrei einen persönlichen Beratungstermin mit einem Approbierten?“
Auch CGM Lauer spüre, dass die Schließungen weiter zunehmen. „Wer sich jedoch heute schon richtig aufstellt, muss sich keine Sorgen machen.“ Wichtig sei zu verstehen, dass „Apotheken viel mehr Aufgaben übernehmen und die Prozesse deshalb effizienter laufen müssen.“
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