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Apotheken kapern Reformhausmarken

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Berlin -

Bioläden, Drogerien und auch Apotheken machen den Reformhäusern seit Jahren das Geschäft streitig. Zwar versucht der Einkaufsverbund Neuform die Reihen geschlossen zu halten. Doch die Hersteller suchen immer auch zusätzliche Vertriebskanäle. Der Reformprodukte-Anbieter Salus hat jetzt sein erstes apothekenexklusives Präparat auf den Markt gebracht.

 

Salus ist schon seit vielen Jahren in den Apotheken präsent, besonders bekannt sind die Marken Floradix, Olbas und Neobonsen. In Zeitschriften und im Fernsehen wirbt Salus seit einigen Jahren damit, dass die Produkte „in Apotheke und Reformhaus“ erhältlich sind.

Die Zweigleisigkeit ist kein einfaches Unterfangen: Zwar gibt es viele Apotheker, die auch ein Reformhaus betreiben. Doch ansonsten legen beide Vertriebskanäle Wert auf Exklusivität. Die Apothekenartikel unterscheiden sich daher bei Salus optisch von den Produkten, die es im Reformhaus gibt: So hat die Floradix-Reihe – laut Salus-Chef Christoph Hofstetter der Markenschwerpunkt in der Offizin – in der Apotheke ein vollkommen anderes Design als im Reformhaus.

Einige Salus-Präparate wie Protecor, Alepafort oder Floradix Eisen 100mg sind apothekenpflichtig. Mit einem eigentlich freiverkäuflichen Eisenpräparat für Kinder, den Florix Schlaubär Power-Sticks, geht Salus nun erstmals nur in die Apotheke und nicht ins Reformhaus. Für Hofstetter ist das kein Widerspruch, im Gegenteil: Auch künftig will Salus auf die Apotheken setzen und beispielsweise die Protecor-Reihe dort speziell etablieren.

Auch bei anderen Unternehmen findet man eine klare Trennung zwischen Apotheken- und Reformhausware: Bei der Hübner-Gruppe wird das Kieselsäure-Gel Silicea von der Firma Anton Hübner exklusiv für die Reformhäuser hergestellt. Das Schwesterunternehmen Medopharm produziert ebenfalls ein Kieselsäure-Gel – unter dem Namen Sikapur wird dieses Produkt exklusiv in Apotheken verkauft. Die Firmengruppe war Anfang dieses Jahres vom Pharmahersteller Dermapharm übernommen worden.

Dass die Hersteller neben den Reformhäusern zusätzliche Vertriebswege suchen, mag auch daran liegen, dass die Reformhäuser es in den letzten Jahren zunehmend schwerer hatten: Die Zahl der Verkaufsstellen hat sich seit 1995 fast halbiert. Der Umsatz ging um etwa 10 Prozent zurück und lag 2010 bei 595 Millionen Euro. Arzneimittel und Nahrungsergänzungsmittel machten im vergangenen Jahr fast ein Fünftel des Umsatzes in den Reformhäusern aus.

 

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