Kammer vermittelt Arzneimittel

MediFinder: Tauschbörse gegen Engpässe

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Berlin -

Die Österreichische Apothekerkammer (ÖAK) hat eine IT-Lösung entwickelt, die zur verbesserten Arzneimittelversorgung beitragen soll. Der „MediFinder“ ist eine Austauschplattform für Apotheken, die den bestehenden Liefeerengpässen entgegenwirken soll. In Oberösterreich startet mit den dortigen 211 Apotheken jetzt die Pilotphase.

Seit Jahren stehen auch die österreichischen Kolleg:innen vor einem massiven Problem. „Dringend benötigte Medikamente sind nicht oder nur eingeschränkt lieferbar. Rund 600 Arzneimittel betrifft das laut Bundesamt für Sicherheit im Gesundheitswesen (BASG) durchschnittlich“, meldet die ÖAK

Die mehr als 1400 Apotheken in der Alpenrepublik schaffen es bisher meist, diese Engpässe irgendwie zu kompensieren. Vor allem unter den miteinander bekannten Apotheken gebe es immer wieder regen Austausch von dringend benötigten Mitteln. Hier wolle der MediFinder nun die passende Plattform bieten.

Über die digitale Plattform für Apothekerinnen und Apotheker können Suchanfragen für Arzneimittel einfach eingetragen werden, die Suche kann auf eines oder mehrere Bundesländer eingegrenzt werden. Per Mail oder Telefon können helfende Apotheken Kontakt aufnehmen.

Schnell Unterstützung finden

„Mit dem MediFinder haben wir ein zusätzliches Instrument geschaffen, das es uns Apothekerinnen und Apothekern noch schneller ermöglicht, mit der Unterstützung der Kolleginnen und Kollegen Engpässe schnell zu schließen. Mein Handy zeigt mir nun zum Beispiel an, dass in der Apotheke im Nachbarort ein Medikament fehlt und ich kann – wenn ich das Arzneimittel lagernd habe – sofort reagieren “, erklärt Dr. Ulrike Mursch-Edlmayr, Präsidentin der ÖAK.

„Ist ein Medikament nicht verfügbar, ist das gerade für Familien mit Kindern oft eine mittlere Katastrophe. Wichtig ist, hier zu helfen. Gerade, wenn die Lösung oft nahe liegt, in der Apotheke der Nachbargemeinde. Wir sind stolz darauf, in Oberösterreich mit diesem Projekt zu starten“, so Oberösterreichs Landeshauptmann-Stellvertreterin Christine Haberlander. „Wir gehen neue Wege und verharren nicht in alten Mustern. Zusammenarbeit und Kooperation sind gerade in dieser Situation die richtige Antwort, um die Versorgung zu sichern.“

Frust bei Betroffenen

„Medikamenten-Engpässe entstehen, wenn internationale Lieferketten nicht funktionieren. Die Apotheken stehen in dieser Kette am undankbaren vorletzten Platz unmittelbar vor den Patientinnen und Patienten und bekommen den Frust der Betroffenen mitunter deutlich zu spüren“, sagt Thomas W. Veitschegger, Präsident der Oberösterreichischen Apothekerkammer. Der MediFinder sei eine zusätzliche Möglichkeit, „diese für alle unzufriedenstellende Situation gemeinsam noch effizienter zu lösen.“

Mursch-Edlmayr und Veitschegger betonten, dass Arzneimittelengpässe EU-weit gelöst werden müssten. Die ÖAK fordere schon lange die Bereitstellung von Rohstoffen in Großlagern in Österreich. Dieser Schritt befinde sich seitens der Politik und der Großhändler inzwischen in Umsetzung. Doch damit sei es nicht getan, Arzneimittel müssten wieder vermehrt in Europa produziert werden, einseitige Abhängigkeiten gelte es zu vermeiden. „Nur mit einer gemeinsamen Kraftanstrengung aller europäischer Länder können wir dem Mangel an Medikamenten wirkungsvoll entgegentreten“, sind sich Mursch-Edlmayr und Veitschegger einig.

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