In der Schweiz haben die Behörden einen Apotheker wegen des illegalen Handels mit Dopingmitteln festgenommen. Im Kanton Tessin hatte der Apotheker und FDP-Lokalpolitiker Paolo Coduri Ephedrin, EPO, Anabolika und andere Hormonpräparate verkauft. In erster Linie soll Coduri Dopingmittel an italienische Sportler geliefert haben. Allein 100.000 Dosen Ephedrin seien über seinen Ladentisch gegangen, zitiert das Schweizer Fernsehen (SF) den Tessiner Staatsanwalt Luca Maghetti. Der Tessiner Kantonsapotheker im Gesundheitsamt, Dr. Giovan Maria Zanini, bestätigte gegenüber APOTHEKE ADHOC, dass zusätzlich zu den 1000 Packungen Ephedrin 150 Packungen mit Hormonpräparaten beschlagnahmt worden seien.
Coduri werden Verstößen gegen das Arznei- und das Betäubungsmittelgesetz, Rezeptfälschungen und Betrug der Krankenkassen in Höhe von umgerechnet fast 180.000 Euro vorgeworfen. Der Apotheker war am 28. September festgenommen worden und wurde am vergangenen Freitag aus der Untersuchungshaft entlassen. Vertuschungsgefahr bestehe nicht mehr, heißt es in einer Pressemitteilung der Ermittlungsbehörden. Bereits am 4. Oktober hatte das Tessiner Gesundheitsamt ein Berufsverbot ausgesprochen. „Das war eine Vorsorgemaßnahme, das eigentliche Strafverfahren läuft jetzt“, so Zanini gegenüber APOTHEKE ADHOC.
„Das ist ein ernster Fall, aber man sollte ihn weder verharmlosen noch dramatisieren“, sagte Zanini. Er widersprach einem Bericht der Neuen Züricher Zeitung (NZZ), wonach der Ort Chiasso nahe der italienischen Grenze eine Art Dopingnest sein soll. Die NZZ hatte berichtet, dass in Chiasso 18 Apotheken 8000 Einwohner versorgen. Zanini zufolge sind es neun Apotheken, und die ungewöhnliche Versorgungsdichte sei mit der Nähe zu Italien zu erklären: „In der Schweiz sind Medikamente häufig früher zugelassen als in Italien, daher kommen viele Italiener ins Tessin. Aber das betrifft alle möglichen Arzneimittel, von Insulin über Impfungen bis zu Viagra“, erklärte der Kantonsapotheker gegenüber APOTHEKE ADHOC. Es sei zu einfach, alle Apotheken der Region zu verdächtigen.
Die Menge an Dopingmitteln, die bei Coduri beschlagnahmt wurden, seien zudem „lächerlich klein“ gewesen im Verhältnis zum internationalen Schwarzmarkt. Dennoch werde das Gesundheitsamt ein lebenslanges Berufsverbot aussprechen, sollte es zu einer Verurteilung kommen. Italienische Ermittler waren Coduri auf die Spur gekommen, als sie Telefonate des mutmaßlichen Drogenhändlers und früheren Bodybuilders Vittorio Facchinetti mit Coduri abgehört hatten.
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