USA

BTM-Privileg für Apothekenketten

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In Florida herrscht Wut und Angst unter den unabhängigen Apothekern. Ein Gesetzesentwurf will kleineren Apotheken die Abgabe von Betäubungsmitteln (BTM) verbieten. Große Ketten wie CVS Caremark und Walgreens hätten die Passage in das Gesetz hineinlobbyiert, schimpfen die Apotheker, die ihre Existenz gefährdet sehen.

Laut Vorlage sollen Apotheken BTM und Arzneimittel mit hohem Missbrauchspotential wie Steroide oder Codein nur noch dann abgeben dürfen, wenn die Eigentümerfirma börsennotiert ist oder mehr als 100 Millionen US-Dollar in Florida angelegt hat. Ausnahmen gibt es für Apotheken, die von einem Krankenhaus betrieben werden oder älter als zehn Jahre sind.

„Die Vorgaben werden die unabhängigen Apotheken ausrotten“, befürchtet Leke Alli, Inhaber einer Apotheke in Tampa. „Ein Patient mit Zahnproblemen mit Rezepten über Amoxil und Vicodin würde in einer kleinen Apotheke nur Amoxil erhalten können. Lächerlich“, urteilt Alli, der Proteste gegen den Entwurf Gesetz mitorganisiert.

Auch die Bestandsregel helfe kaum weiter: Von den rund 1200 unabhängigen Apotheken seien 75 Prozent erst in den letzten zehn Jahren eröffnet worden. Insgesamt gehört jede dritte Apotheke keiner Kette an.

Das Abgabeverbot ist eigentlich ein Nebenschauplatz, es wurde erst kurz vor der Annahme durch die Gesundheits- und Rechtsausschüsse des Senats in den Entwurf eingebracht. Vordergründig will der Republikaner Robert Schenck, Vorsitzender des Gesundheitsausschusses und Gesetzesinitiator, den ausufernden Medikamentenmissbrauch eindämmen.


In Florida werden überdurchschnittlich viele Schmerzmittel, vor allem Oxycodon und Methadon, verschrieben und abgegeben. Medienberichten zufolge kaufen Abhängige MRT-Bilder, werden in sogenannten Schmerzambulanzen flüchtig untersucht und erhalten Rezepte, die mehrere hundert Tabletten umfassen. Anschließend stellten sich die Patienten bei der nächsten Ambulanz an, bevor sie Florida wieder verlassen.

Viele Patienten kommen aus anderen Bundesstaaten. Grund für den massiven Andrang sind die vergleichsweise lockeren Rahmenbedingungen: Florida gehört zu den wenigen US-Bundesstaaten, die die Abgabe von Rx-Arzneimitteln nicht zentral erfassen. Um den Arzneimittelmissbrauch einzudämmen, schrieb die Regierung in Florida die Registrierung und Inspektion der Schmerzambulanzen vor. Vorbestraften wurde der Betrieb untersagt.

Auch eine Rx-Datenbank war geplant. Doch das Vorhaben scheint vom Tisch zu sein: „Die Datenbank verfolgt das Problem lediglich, ohne es zu lösen“, sagte Schenck. Stattdessen will der Abgeordnete unter anderem Großhändler stärker überwachen lassen und die Abgabe von Betäubungsmitteln und Arzneimitteln mit hohem Missbrauchspotential beschränken.

Die unabhängigen Apotheker kritisieren, Schencks geplante Einschnitte bei den Apotheken werde die Verschreibungsflut nicht eindämmen. Denn Apotheker könnten nur von Ärzten verschriebene Arzneimittel abgeben - und die größten Dispensierer seien ohnehin die Schmerzambulanzen.

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