11 Forderungen der „Enthusiasten“

Rosa E-Rezepte und privilegierte Apps

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Berlin -

Passend zur Veröffentlichung der Zur Rose-Zahlen haben die E-Rezept-Enthusiasten heute elf „Leit-Thesen“ für die „erfolgreiche und nachhaltige Einführung des E-Rezepts“ veröffentlicht. Unter anderem setzt sich der Verein für eine verpflichtende Umsetzung und zusätzliche digitale Einlösewege ein. Außerdem sollen E-Rezepte künftig auch auf ein rosa Sicherheitspapier gedruckt werden können.

Die E-Rezept-Enthusiasten begrüßen die Absicht von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD), im Zuge der angekündigten E-Health-Gesetzgebung das E-Rezept ab 2024 zu einem verbindlichen Standard in der Arzneimittelversorgung zu machen. „Damit einhergehen muss eine bundesweit verpflichtende Nutzung des elektronischen Rezeptes durch alle Heilberufsangehörigen“, so die erste Forderung. Dazu sollte das eGK-Verfahren schnellstmöglich für alle Beteiligten zur Verfügung gestellt werden.

Um vor der verpflichtenden Einführung endlich mehr Praxen zu ermuntern, müsste aus Sicht des Vereins ein Anreizsystem für Leistungserbringer:innen geschaffen werden. Die Vergütung sei zeitlich zu befristen bis zur E-Rezept-Pflicht.

Dass E-Rezepte heute meistens noch ausgedruckt werden, wollen die Enthusiasten schnell ändern. Als Alternative sollten sie auf den Displays der Kartenlesegeräte in den Praxen angezeigt und dort sofort gescannt werden. Die Patient:innen könnten das E-Rezept dann direkt der Apotheke ihrer Wahl zuweisen, inklusive Verfügbarkeitsanfrage, Botendienst oder Lieferung.

Gematik-App nicht ausreichend

Die Gematik-App hat sich in der Praxis bislang nicht durchgesetzt. Die E-Rezept-Enthusiasten fordern daher neue „digitale, patientenfreundliche Möglichkeiten“. Den App-Anbietern sollte es ermöglicht werden, E-Rezepte zur Weiterverarbeitung zu erhalten. „Hierzu muss es für diese Anbieter die Möglichkeit geben, diskriminierungsfrei an die Telematikinfrastruktur angebunden zu werden. Voraussetzung sollte dabei sein, dass die Anbieter die notwendigen Anforderungen an Datenschutz und Datensicherheit erfüllen“, so die Forderung.

Doch auch für den Ausdruck sollte eine neue Variante geben – zumindest für eine begrenzte Zeit: Durch die Verwendung des rosa Sicherheitspapiers als Träger für den ausgedruckten Token erhielten die Patient:innen einen wertigen, vertrauten „Rezept“-Ausdruck. Dadurch reduziere sich der Erklär-Aufwand in der Praxis erheblich. Die technisch-organisatorischen Prozesse bei der Umstellung der Praxis-IT werde erleichtert, da das vorhandene Druckerfach genutzt werden könne.

Die Enthusiasten wünschen sich vor allem eine bessere Kommunikation. Die Krankenkassen sollen ab Juli eine Kampagne pro E-Rezept starten. Die Kassenärztlichen Vereinigungen (KVen), ebenso die Verbände der Zahnärzte (KZBV) und Kliniken (DKG) müssten ihre Mitglieder mindestens ein halbes Jahr vor der flächendeckenden Umsetzung bei der Umstellung der Praxisabläufe unterstützen und zusätzliche Ressourcen bereitstellen.

Den Apotheker:innen – im Vorstand des Vereins durch Ralf König vertreten – ist ein umfassender Retaxschutz wichtig. Formale Fehler im Datensatz müssten ausgeschlossen sein. Außerdem dürfen keine neuen Retaxationsmöglichkeiten im Vergleich zum Muster 16 geschaffen werden.

Die Ärzt:innen, vertreten durch Vize Dr. Nicolas Kahl, warnen dagegen vor einem Honorarverlust, denn für sie ist die Ausstellung von Folge- und Mehrfachverordnungen aktuell monetär geringer vergütet, als wenn die Patient:innen physisch in der Praxis erscheinen. Hier müsse die Vergütung angepasst werden.

Weitere Forderungen sind die Verknüpfung des E-Rezepts mit dem eMP und anderen TI-Anwendungen sowie eine sichere Identifizierung der Patient:innen in Arztpraxen, analog zur Möglichkeit in Apotheken. Die Aufklärung über die Identifikationsprozesse müsse Teil der Informationskampagne sein. Außerdem sollen bürokratische Hürden mit der Einführung des E-Rezepts und weiterer TI-Anwendungen abgebaut werden, gemeint ist hier auch das Spannungsverhältnis zwischen Nutzerfreundlichkeit und Datenschutz.

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