Die elektronische Patientenakte (ePA) soll nach einem Testlauf seit Januar und einem bundesweiten, aber freiwilligen Rollout Ende April nun endlich so richtig im Oktober starten. Jetzt müssten die Praxen in den intensiven Test gehen – können es aber noch nicht, weil sich entsprechende Softwaremodule noch immer in der Auslieferung befinden, wie die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) bemängelt.
Während die Kassen darauf hoffen, dass die bisher eher schwache Nutzung der ePA ab Oktober Schwung bekommt, würden sich die Praxen gerne praktisch besser vorbereiten; doch das geht vielerorts noch nicht. Nach Informationen der KBV sind erst etwa drei Viertel der Praxen ausgestattet – „hochkritisch“, wie KBV-Vorstandsmitglied Dr. Sibylle Steiner befindet. Praxen sollten aktuell eigentlich die Möglichkeit nutzen, die ePA in den Arbeitsalltag zu integrieren und Feedback an die Gematik und die Hersteller zu geben.
Wer noch kein ePA-Modul habe, solle im eigenen Praxisverwaltungssystem (PVS) nachschauen, ob das Modul aktiviert werden muss, rät die KBV-Chefin. Alternativ sollen die PVS-Anbieter kontaktiert und dort nachgefragt werden.
Laut Umfragen des Bundesverbandes Gesundheits-IT (bvitg) und der KBV haben 76 Prozent der PVS-Hersteller das ePA-Modul bereits bereitgestellt. Die Rückmeldungen aus den Praxen sind laut Steiner gemischt: Die elektronische Medikationsliste (eML) werde positiv bewertet, Kritik gab es unter anderem aber beim Einstellen von Befunden und Arztbriefen oder bei der Suche.
Auch die Stabilität der Telematikinfrastruktur (TI) lasse zu wünschen übrig. Technische Ausfälle häuften sich derzeit. Dass die Kassen bisher aus Ärztesicht ihrer Aufgabe zur Aufklärung kaum nachgekommen seien, verschärfe die mangelnde Akzeptanz der ePA. Für Steiner sind die Kassen hier in der Pflicht – bei Fragen von Patient:innen in den Praxen gelte die Empfehlung, sich an die jeweilige Kasse zu wenden.
Die KBV setzt sich zudem dafür ein, dass die anstehenden Digitalisierungsmaßnahmen staatlich gefördert werden. Der hohe Investitionsaufwand sei sonst für die Praxen aus Eigenmitteln kaum zu stemmen.
Eine moderne Praxis-IT, in PVS, Datensicherheitsanforderungen und Cybersicherheit gebe es nun mal nicht kostengünstig. „Deshalb brauchen wir ein Praxiszukunftsgesetz, das eben genau diese infrastrukturellen Maßnahmen, die notwendigen, finanziert“, betonte Steiner. Auch die technische Infrastruktur der Versorgungsplattform 116117, die flächendeckend ausgebaut werden soll, brauche finanzielle Förderung. „Das können die Kassenärztlichen Vereinigungen nicht allein stemmen.“
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