Abda-Umfrage

E-Rezept: 70 Prozent der Apotheken versorgen verspätet

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Berlin -

Es könnte so einfach sein: Die Digitalisierung hat das Potenzial, viele Prozesse deutlich zu vereinfachen – zum Vorteil für alle Beteiligten. Beim E-Rezept sieht das auch über zwei Monate nach dem flächendeckenden Start leider anders aus. Vielerorts läuft es halbwegs problemlos, bei vielen anderen Praxen und Apotheken aber eben irgendwie gar nicht. Auch die Abda stellt in einer Umfrage unter 1057 Inhaber:innen im Zeitraum vom 29. Januar bis zum 15. Februar fest: Es läuft nicht. Vor allem, weil in Praxen zu spät signiert wird.

„Die Umfrage verdeutlicht, dass bei der weiteren Implementierung des E-Rezeptes noch wichtige Hürden genommen werden müssen“, so Abda-Präsidentin Gabriele Regina Overwiening. Dabei mache das E-Rezept in den meisten Apotheken bereits den Großteil der insgesamt eingelösten Rezepte aus. Rund 40 Prozent der Befragten hat einen E-Rezept-Anteil von 51 bis 70 Prozent bezugnehmend auf den E-Rezept-fähigen Gesamtmarkt, 39 Prozent sogar über 70 Prozent, der vor allem mittels elektronischer Gesundheitskarte (eGK) eingelöst wird. Doch beim Einlösen treten häufig Probleme auf: Zwar hatte die Hälfte der Inhaber:innen bei maximal 20 Prozent der E-Rezepte ein Problem. Bei etwa einem Drittel waren es aber 21 bis 40 Prozent der E-Rezepte, die Schwierigkeiten machten.

Größter Hemmschuh dabei: Kund:innen stehen häufig schon in der Apotheke, bevor der Datensatz abrufbar ist. Das sei der Grund bei knapp 70 Prozent der anfallenden Probleme – mit weitem Abstand. Dies erzeuge schlichtweg Mehrarbeit in den Apotheken und gefährde zudem die zeitnahe Versorgung der Patient:innen, so die Abda. Außerdem stören lange Wartezeiten während des Abrufs oder die Bearbeitung durch die eigene Software hakt. Insgesamt sehe fast die Hälfte der Inhaberinnen und Inhaber noch erhebliche technische Mängel bei der Implementierung des E-Rezeptes – obwohl die Apotheken selbst bereits seit September 2022 technisch genau dafür ausgestattet sind.

Overwiening dazu: „Wenn rund 70 Prozent der Apotheken berichten, dass sie ihre Patientinnen und Patienten erst verspätet versorgen können, weil das E-Rezept noch nicht abrufbar ist, muss die Politik schnellstmöglich handeln: Ärztinnen und Ärzte sowie die Betreiber ihrer Praxisverwaltungssysteme sind anzuhalten, verbindlich die Komfortsignatur vorzunehmen.“ Zudem würde der anfallende Mehraufwand – auch durch die Lieferengpässe – unzureichend honoriert. „Wir erwarten schnellstmögliche Heilung dieser Umstände.“

Viele Inhaber:innen optimistisch

Dass viele Inhaber:innen trotz der Herausforderungen optimistisch seien, liege womöglich an der guten Vorbereitung der Apotheken, mutmaßt die Abda. Schon jetzt seien langsame Verbesserungen spürbar, ein Sechstel der Befragten rechnete Zur Befragung im Januar mit einem schnellen Übergang ins „neue Normal“. Trotzdem bleibt ein Viertel der Teilnehmenden pessimistisch. Immerhin sind sich die meisten Inhaberinnen und Inhaber einig, dass die Zusammenarbeit mit den Ärzten weiterhin gut laufe. In manchen Fällen habe sie sich sogar verbessert.

Die Apothekerschaft nehme das Thema E-Rezept sehr ernst, so Overwiening, und nehme „den Menschen Sorgen und Ängste“ und helfe, „das E-Rezept zu akzeptieren“. Am Erfolg des eGK-Einlösewegs sei dem Deutschen Apothekerverband (DAV) zuzuschreiben, der diese Lösung mit der Gematik entwickelt habe. „Dieser Weg ist nicht nur der einfachste, sondern auch der sicherste Weg für die Patientinnen und Patienten. Wie sich in unserer Umfrage zeigt, funktionieren die bislang zur Verfügung stehenden Übermittlungswege für die Bevölkerung gut – für weitere Übertragungsverfahren, die ausschließlich Großkonzernen helfen sollen, ist kein Bedarf!“ Über das Card-Link-Verfahren könnten Versender bald eine größere Rolle beim E-Rezept einnehmen.

Der Einlöseweg per App sei noch nicht funktional, so die Abda: „Für die E-Rezept-App der Gematik erwarten wir allerdings eine Überarbeitung. Diese App braucht eine bessere Handhabung und leichtere Bedienbarkeit“, fordert Overwiening.

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