Immer wieder Störungen beim E-Rezept

TI-Ausfälle: Versender mehrfach abgesichert

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Berlin -

Die vergangenen Wochen waren nervenzehrend für Apotheker:innen und PTA: Immer wieder gab es Störungen beim Zugang zur Telematikinfrastruktur (TI), bei den SMC-B (Security Module Card Typ B, Institutionsausweis) oder beim Heilberufsausweis (HBA). Das ist nicht nur nervig für Personal und Patient, sondern kostet die Vor-Ort-Apotheke mitunter auch richtig Umsatz. Der ein oder andere Kunde könnte bei der Gelegenheit genervt zum Versand abgewandert sein. Denn der kann sich offenbar besser vor den Ausfällen schützen.

Grundsätzlich gilt: DocMorris und Shop Apotheke in Niederlanden haben die gleichen TI-Komponenten im Einsatz wie auch die deutsche Apotheke vor Ort. Auch sie brauchen SMC-B, HBA, Terminals und Konnektoren – die alle ebenfalls von der Gematik zugelassen sein müssen. Ausfälle beschäftigen somit auch die Versender.

Das bestätigt auch die Gematik: „Grundsätzlich können alle Akteure, die an die Telematikinfrastruktur (TI) angebunden sind – also sowohl Vor-Ort- als auch Versandapotheken –, potenziell von Einschränkungen betroffen sein, wenn es zu Ausfällen einzelner Komponenten in der TI kommt“, so eine Sprecherin. „In der TI wird auch nicht explizit zwischen Versand- und Vor-Ort-Apotheken unterschieden – sie agieren alle als ‚Apotheken‘.“

Die großen Versender sind genauso an die TI angebunden; brauchen dieselben Schnittstellen zum E-Rezept-Fachdienst wie andere Apotheken auch. „Das bedeutet, dass sie von denselben technischen Rahmenbedingungen und eventuellen Einschränkungen betroffen sein können, wie Vor-Ort-Apotheken“, so die Sprecherin weiter.

CardLink sei hier auch keine Garantie für den Erhalt von E-Rezepten, denn auch dieses Verfahren könne von Störungen betroffen sein, „etwa wenn Dienste der Krankenversicherungen nur eingeschränkt verfügbar sein sollten“, erklärt die Sprecherin.

Größere Dimensionen, mehr Möglichkeiten

Doch von gleich langen (oder kurzen) Spießen kann nicht die Rede sein. Nicht zu vergessen sind nämlich die unterschiedlichen technischen Dimensionen bei Vor-Ort- und Versandapotheke. „Es würde mich wundern, wenn die Systeme bei DocMorris oder Shop Apotheke so unzuverlässig funktionieren. Beide Apotheken haben einen professionellen Rechenzentrumsbetrieb. Dies bedeutet, dass sich ein Team 24/7 um alle Komponenten kümmert“, meint Manuel Blechschmidt, der mit seinem Unternehmen Service Health ERx selbst unter anderem CardLink-Lösungen erarbeitet hat.

DocMorris und Shop Apotheke könnten sich somit auch deutlich umfangreicher absichern: „Typische Komponenten sind redundant ausgelegt und werden von verschiedenen Herstellern bezogen, wie SMC-B, Konnektoren, VPN-Zugangsdienst und auch das Internet“, so Blechschmidt weiter.

CardLink sei in vielen Fällen für vor Ort und auch Versand gleichermaßen „ein sinnvolles Backup“, die Technik sei „deutlich redundanter aufgebaut“, aber auch hier gebe es manchmal Probleme. „CardLink ist durch die vielen Komponenten auch davon abhängig, dass alles funktioniert.“

Aufgrund der Größe und der Möglichkeiten seien DocMorris und Shop Apotheke also auf jeden Fall sicherer unterwegs – derartig viele Backups seien für die normalen Apotheken nicht realistisch. Und auch der Branchenkenner sieht den Nachteil für die Vor-Ort-Apotheken: „Ich würde erwarten, dass immer, wenn es lokal nicht funktioniert, der Umsatz online steigt.“

Gedisa zeigt „monopolistisches Verhalten“

Dafür, dass hier dann CardLink auch den Vor-Ort-Apotheken verstärkt den Umsatz sichern könnte, könnte die standeseigene Gedisa mehr machen, findet Blechschmidt. Aber: „Die Gedisa vertritt leider die Meinung, dass es sinnvoll ist, dass es nur eine zentrale Cardlink-Lösung gibt, die alle nutzen. Die Schnittstellen werden hier auch geheim gehalten und es ist nicht erwünscht, Apps zu bauen, die gleichzeitig mehrere CardLink-Anbieter nutzen. Aus meiner Perspektive ist das ein typisches monopolistisches Verhalten, welches typischerweise darauf abzielt, viel Geld von Kunden für mittelmäßige Leistung zu erhalten, bei denen der Kunde nicht wechseln kann.“

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