Während es an den ersten Tagen in den Apotheken der Testregionen kaum etwas zu tun gab, liegen inzwischen doch erste elektronische Patientenakten (ePA) vor. Hier können die Teams die Medikationsliste (eML) einsehen. Auch wenn es Startschwierigkeiten gibt, so läuft die ePA bisher doch mehr oder weniger wie erwartet, wie es von zwei Beteiligten heißt.
„In den Pilotapotheken wurden jetzt etwa 700 Mal die Medikationslisten abgefragt“, berichtet Benjamin Neidhold von Pharmatechnik, der den Start für das Softwarehaus begleitet. Aufgrund der Entdeckungen des Chaos Computer Clubs (CCC) beschränkte man sich vorerst nur auf die Apotheken in den beiden „offiziellen“ Testregionen Hamburg und Franken. Per „Whitelist“ nehmen aber auch nach und nach einzelne Apotheken aus NRW am Test teil, wie auch die Kammer vergangene Woche bestätigte.
Grundsätzlich laufe alles wie geplant. „Wir haben keinen Patienten, wo es nicht funktioniert“, so Neidhold. Seit Dienstag sind nun auch alle Akten der Menschen angelegt, die in den Testregionen wohnen – am ersten Tag war das noch nicht der Fall, weshalb es für die Apotheken wenig zu tun gab zum viel umworbenen ePA-Start. Zunächst bekommen seit dem 15. Januar die Versicherten in den drei Modellregionen eine und dann die Versicherten, die bereits vor der „ePA für alle“ eine ePA hatten. Erst danach sind alle anderen Versicherten dran. Die Gematik hat die ePA in ihr TI-Dashboard aufgenommen und weist für heute knapp 18 Millionen Akten aus.
Aber: Einer der beiden Aktensystemhersteller, IBM, hat jedoch erst am 15. die Zulassung bekommen, hier hängt noch alles etwas hinterher. Bemerkbar macht sich der Verzug darin, dass bei den Krankenkassen, die mit IBM zusammenarbeiten, die ePA noch nicht per Stecken der elektronischen Gesundheitskarte (eGK) abgerufen werden können. Dem Vernehmen nach sind große Kassen wie die AOKen, die TK und die Barmer davon betroffen. Doch die für diese Abrufmöglichkeit notwendige Zulassung sollte IBM zeitnah bekommen. Hier könnten Versicherte bisher nur per ausdrücklicher Freigabe den jeweiligen Leistungserbringer zur Einsicht ermächtigen.
Wenn es aber im Großen und Ganzen ohne Probleme so weitergehe, sei man zufrieden, so Neidhold. Bisher habe es nur Kleinigkeiten zu beanstanden gegeben, die schnell behoben werden konnten. Auch bei den Ärzt:innen sei das erste Feedback positiv. „Der Arzt stellt das E-Rezept aus und es taucht sofort in der ePA auf“, so Neidhold. Während in den ersten Tagen noch ein bewusster Verzug zur Kontrolle vorhanden war, sei das nun eine Sache von Sekunden, bis das E-Rezept über den Fachdienst auch in der digitalen Akte auftauche.
Ob das auch so bleibt, wenn alle Akten aktiv sind? Das fragt sich auch Apotheker Kai-Peter Siemsen, der in Hamburg bereits mit der ePA testet. „Die Hersteller haben alle ihre Hausaufgaben gemacht, das sollte auch unter Volllast laufen“, meint Neidhold. Wenn nicht, müsse dann eben der Server schneller gemacht werden, so der IT-Experte. Er vermutet schon, dass es zum bundesweiten Rollout noch einmal etwas ruckeln wird, geht aber von keinen großen Hemmnissen aus. Er sieht eine gelungene Pilotphase und rechnet zum 1. April mit dem Start für alle.
Die Funktionsweise sei wie erwartet, auch der Interaktionscheck über die Ixos-Software laufe gut, heißt es von Pharmatechnik und auch von Siemsen, der mit dem Programm arbeitet, ist zufrieden. Wenn der Patient seiner Stammapotheke nun auch noch dauerhaften Zugriff gewähre, habe man immer Einblick, so Neidhold. Mit der Zeit zumindest, denn bisher sind nur die seit dem Erstellzeitpunkt der Akte ausgestellten E-Rezepte in der Medikationsliste zu sehen.
Ein Umstand, den Apotheker Siemsen eher schwer nachvollziehen kann. „Wir haben seit einem Jahr das E-Rezept, das hätte man doch importieren können“, meint er. So werde es etwas länger dauern, bis wirklich mit der Akte gearbeitet werden könne. „Aber so ist es schon mal gut. Die Daten sind gut lesbar.“
Wenn dann irgendwann noch Dinge wie Laborwerte einsehbar sind, „dann kann man auch richtig mit den Kunden über die Inhalte ins Gespräch kommen“, meint Siemsen. Noch fragen die Kunden nur vereinzelt selbst nach ihren Daten auf der eML, aber Siemsen und sein Team sprechen die Kund:innen auch oft aktiv darauf an. Grundsätzlich ist Siemsen nach dem enttäuschenden Start in der vergangenen Woche ohne ePA-Patient:innen inzwischen glücklicher: „Es läuft im Moment alles ordentlich und schnell. Ich bin zufrieden.“
Wie das alles läuft, könnten auch die Apotheken abseits der Testgebiete einsehen, so Neidholds abschließender Tipp. Bei wem das Softwarehaus schon ein entsprechendes Update für die ePA vollzogen habe, der könne in etwa einer Woche, wenn mehr Akten angelegt seien, selbst „erste Gehversuche“ machen. Das gehe dann zwar nicht über das Stecken der ePA, doch wer bei sich oder den Angestellten die ePA-App bereits aktiviert und die eigene Apotheke schon mal freigegeben hat, könne bereits per Apothekensoftware auf die Akte zugreifen und sich alles selbst anschauen. „Man muss nicht auf den bundesweiten Start warten, um das zu testen.“