Apotheker ärgert sich über Messengerdienst

KIM: Nur Testnachrichten und Irrläufer

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Berlin -

Die Digitalisierung im Gesundheitswesen kommt schleppend voran, im Grunde hat es bis jetzt nur das E-Rezept in die Fläche geschafft. Apotheken und Arztpraxen sind trotzdem verpflichtet, alle möglichen Dienste vorrätig zu halten, sonst drohen ihnen empfindliche Strafen. Ein Apotheker aus Thüringen ärgert sich gerade über den Messengerdienst KIM, für den er seit zwei Jahren zahlt und der ihm bislang nichts gebracht hat.

Seit April 2024 ist KIM („Kommunikation im Gesundheitswesen“) in den Apotheken Pflicht. Auch Dr. Johannes Ungvári hat sich rechtzeitig um den Anschluss gekümmert, seine Aesculap-Apotheke in Altenburg ist seit dem verpflichtenden Roll-out angebunden. Gebracht hat ihm das wenig, wie er jetzt ernüchtert feststellt: „In meinem Postfach sind 14 Nachrichten. Davon kann man acht als Test- beziehungsweise Probenachrichten bewerten. Zwei sind Rückmeldungen von einer Krankenkasse, die mir mitteilt, dass das der falsche Kommunikationsweg sei.“

Damit nicht genug: „Drei Nachrichten sind Arztbriefe, die eigentlich an andere Praxen gehen sollten, aber fälschlicherweise an mich gesendet wurden. Und eine Rückmeldung stammt von einer Arztpraxis, die uns ihre Telefonnummer schickt mit der Bitte sie anzurufen, weil das doch einfacher sei.“

Er ärgert sich, dass auch hier Dinge offensichtlich komplett am Bedarf vorbei entwickelt wurden. „Hauptsache, es ist alles verschlüsselt und datenschutzkonform.“ Sein Fazit: „Es ist ein Trauerspiel.“

KIM zählt für die Apotheken zu den Pflichtanwendungen der Telematikinfrastruktur (TI). Hat eine Apotheke keinen Anschluss, wird die TI-Pauschale um 50 Prozent gekürzt. Fehlen sogar zwei Anwendungen oder generell die Anbindung an die TI, wird überhaupt keine Pauschale gezahlt.

KIM soll eigentlich den sicheren elektronischen Datenaustausch zwischen registrierten, authentifizierten TI-Nutzern ermöglichen. Laut Gematik werden Medienbrüche vermieden; behandlungs-, therapie- und abrechnungsrelevanten Daten wie Arztbriefe, Befunde oder Abrechnungen könnten geschützt verschickt werden. Genutzt wird der Dienst im Alltag kaum. Angeboten wird KIM von Softwareanbietern wie CGM, T-Systems, IBM, Akquinet, Bitmarck, Arvato und Rise.

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