Mehr als die Hälfte der Nutzerinnen und Nutzer von KI-Chatbots vertraut den Auskünften solcher Systeme in Gesundheitsfragen und zu Krankheitssymptomen. Das gaben 55 Prozent der Befragten einer repräsentativen Umfrage des Digitalverbands Bitkom an. 16 Prozent der Befragten haben eigenen Angaben zufolge eine ärztliche Empfehlung nicht befolgt und eher einem Chatbot wie ChatGPT, Gemini oder Copilot vertraut, teilt der Branchenverband Bitkom mit.
50 Prozent gaben an, ihre Symptome mit Hilfe von KI-Chatbots besser zu verstehen als bei einer herkömmlichen Internetsuche. Und ein knappes Drittel (30 Prozent) hält die Auskünfte ähnlich wertvoll wie eine ärztliche Zweitmeinung. Gleichzeitig herrscht auch Unsicherheit: 39 Prozent der Befragten wissen nicht recht, wie viele persönliche Angaben über ihren Gesundheitszustand sie KI-Chatbots überlassen sollten.
Für die nach Bitkom-Angaben repräsentativen Umfrage wurden 1145 Personen ab 16 Jahren in Deutschland im September und Oktober 2025 befragt.
Die Menschen sehen KI verbreitet als Unterstützung bei wichtigen medizinischen Entscheidungen: 74 Prozent finden diesen Weg für eine Zweitmeinung gut, 72 Prozent für die Erstellung von Diagnosen und Therapieempfehlungen. Auch bei Früherkennung von Krankheiten wie Krebs oder der Analyse von Röntgen- oder CT-Bildern könne KI laut den Befragten helfen. Auch bei organisatorischen Aufgaben in Praxen, etwa bei Telefonaten oder Terminvereinbarungen, sehen Patient:innen KI als Unterstützung. Chatbots für medizinische Fragen sehen 43 Prozent als hilfreich an. Nur 15 Prozent sehen keine sinnvolle Nutzung von KI im Gesundheitswesen.
Bedenken gegenüber des Einsatzes von KI sehen die meisten Befragten beim möglichen Datenmissbrauch sowie geringeren menschlichen Zuwendung in der Behandlung. Teilweise werden Fehlentscheidungen durch KI befürchtet, auch mangelnde Nachvollziehbar wurde genannt. Nur 9 Prozent haben keine Bedenken. „Künstliche Intelligenz bietet riesige Chancen für Diagnose, Therapie und Organisation im Gesundheitswesen – gleichzeitig sorgen sich viele Menschen um den Schutz ihrer Daten und einen Verlust an menschlicher Zuwendung. Damit sich diese Potenziale entfalten können, müssen Patientendaten bestmöglich geschützt werden. KI wird dann Ärztinnen, Ärzte und Pflegekräfte so unterstützen, dass sie mehr Zeit für ihre Patientinnen und Patienten haben“, so Bitkom-Vizepräsidentin Christina Raab.
Der Bitkom hat auch das Stimmungsbild zur elektronischen Patientenakte (ePA) abgefragt. Obwohl erst etwa vier Millionen Deutsche diese aktiv nutzen, ist das grundsätzliche Interesse da. 62 Prozent gaben in der Bitkom-Umfrage an, die ePA mit einem eigenen Zugang nutzen zu wollen. Doch auch 9 Prozent möchten keinen Zugang, 17 Prozent haben der ePA widersprochen oder haben dies noch vor – und 6 Prozent haben noch nie etwas von der ePA gehört. „Die elektronische Patientenakte ist ein zentraler Baustein für ein digitalisiertes Gesundheitssystem: Sie ermöglicht Patientinnen und Patienten jederzeit den Zugriff auf ihre medizinischen Daten und schafft die Grundlage für eine bessere Vernetzung mit Ärztinnen, Ärzten und Kliniken“, so Raab. „Allerdings ist der persönliche Zugang über eine extra zu beantragende Gesundheits-ID für viele noch zu kompliziert. Hier braucht es dringend Vereinfachungen, damit alle Versicherten die Vorteile der ePA nutzen können.“
In der Umfrage gaben zudem 17 Prozent der Befragten an, keinen Mehrwert in der ePA zu sehen. Und bei 2 Prozent wurde von der Nutzung sogar durch Ärztin oder Arzt abgeraten. „Ohne Digitalisierung wird unser Gesundheitssystem nicht mehr funktionieren. Nur durch digitale Anwendungen wie die elektronische Patientenakte oder KI-gestützte Diagnosen lassen sich Abläufe effizient gestalten, Kosten senken und das Personal entlasten – sonst wird es angesichts des Fachkräftemangels und leerer Kassen immer schwieriger, eine qualitativ hochwertige Versorgung in der Fläche sicherzustellen“, meint Raab. Es brauche aber auch innovationsfreundliche Förderung, Vertrauen und Transparenz sowie einen einfacheren Zugang zu digitalen Gesundheitsdiensten, damit das deutsche Gesundheitssystem effizient, patientenorientiert und zukunftsfähig werde.
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