Seit dem 7. September kann Apotheker Hans Gerhard Avenarius keine E-Rezepte mehr beliefern. Der Grund: Der Inhaber der Apotheke Frielendorf in Hessen besitzt keine gültige SMC-B-Karte – dabei hatte er diese schon im Juli nachbestellt. „Es ist in unserem Fall ein Folgeantrag. Dabei wurde ein Bindestrich zwischen meinem Vornamen Hans Gerhard gemacht. Kaum zu glauben, dies soll verantwortlich für die Verzögerungen sein“, berichtet er.
Mitte Juli hatte Avenarius sowohl für seinen elektronischen Heilberufsausweis (e-HBA) als auch für seine SMC-B-Karte einen Folgeantrag bei D-Trust gestellt. Während der e-HBA pünktlich eintraf, wartet das Apothekenteam seitdem vergeblich auf die Karte.
Nachfragen seitens D-Trust habe es nur bezüglich des für die Beantragungen notwendigen Postident-Verfahrens gegeben. „Darüber hinaus ist gar nichts passiert. Wenn man nicht selbst nachfragt, macht bei D-Trust keiner was.“ Das Apothekenteam habe sich selbstständig an den Support des Unternehmens gewendet. „Man hat jedes Mal eine andere Person am Hörer und muss dann richtig Glück haben, jemanden zu erwischen, der tatsächlich weiterhilft.“ Allein eine Vorgangsnummer zu erhalten, dauert laut Avenarius „ewig“.
Dennoch habe es positives Feedback seitens D-Trust gegeben. Dem Inhaber wurde zugesichert, dass sein Fall „höchste Priorität“ habe und „aktiv“ daran gearbeitet werde, seinen Fall zu klären. In den darauffolgenden 14 Tagen sei allerdings nichts passiert.
Schuld sei ein Bindestrich, der sich auf dem Antrag zwischen die Vornamen des Inhabers geschlichen habe. „Das ist außerhalb unseres Wirkbereichs passiert“, stellt der Inhaber klar. Dass das überhaupt ein Problem darstellt, wundert Avenarius; immerhin habe er einen Folgeantrag gestellt: „Das heißt, wir sind da eigentlich schon bekannt.“
Bei einem Telefonat Mitte September sei der Inhaber an eine bemühte Mitarbeitende bei D-Trust geraten: „Sie wollte versuchen, unseren Vorgang noch höher zu priorisieren, daraufhin ist die Karte dann scheinbar auch in Produktion gegangen“, schätzt der Apotheker. „Stand 24. September ist, dass sich die SMC-B an Tag 2 in Produktion befindet. Insgesamt brauchen sie eine Woche“, berichtet der Inhaber.
Separat würden noch PIN und PUK versendet. „Da vergehen noch einmal fünf oder sechs Tage. Am 3. Oktober ist noch ein Feiertag dazwischen, da wird auch nichts passieren.“ Dazu kommt noch die fernmündliche Installation – und das ist laut Avenarius noch längst nicht alles. „Wir haben noch alte Vorgänge, die zum Stichtag natürlich nicht mehr bearbeitet oder gesendet werden konnten.“ Auch beim Rechenzentrum habe es zu diesem Zeitpunkt Wartungsarbeiten gegeben, „und dadurch konnte ich die Vorgänge dann gar nicht mehr bearbeiten“.
Laut D-Trust gebe es aktuell keine Schwierigkeiten. konkret heißt es: Der aktuelle Kartentausch läuft bisher erfolgreich“, so ein Sprecher. Grundsätzlich gelte: „Vollständig vorliegende Anträge – also ohne fehlerhafte Angaben in der Antragstellung oder Bedarf für Rückfragen – werden in der Regel schnell bearbeitet; die Lieferzeit liegt dabei derzeit bei etwa zehn Tagen. Der zugehörige PIN-Brief wird separat drei Tage später versendet“, erklärt der Sprecher weiter. „In dringlichen Fällen oder bei vermuteten Verzögerungen können Kartenherausgeber einzelne Anträge priorisieren und damit beschleunigen.“
Avenarius hat bereits Notdienst ohne E-Rezept-Belieferung geleistet. „Und das am Wochenende, von Samstag auf Sonntag. Da wird man zum Hellseher.“ Die Apotheke Frielendorf befindet sich in einer ländlichen Region; die nächste größere Stadt Homberg (Efze), ist etwa 8,5 Kilometer nordöstlich gelegen.
Bei dringenden Präparaten, wie etwa einem Antibiotikum, sei guter Rat teuer: „Dann muss jedes Mal die Praxis erreicht und eine Papierlösung gefunden werden, ich kann ja nicht ermitteln, was auf dem E-Rezept steht.“ Die Mehrarbeit sei enorm: „Im Prinzip sind wir doppelt beschäftigt.“
Einige Arztpraxen seien freundlicherweise auf Muster-16 umgestiegen oder stellten E-Rezept-Ausdrucke aus. Dennoch könne das Apothekenteam einen Teil der Patienten letztendlich nicht bedienen. „Wir haben keinen Einfluss darauf, wie Facharztpraxen – der Augenarzt, der HNO-Arzt, der Hautarzt – verschreiben. Diese Patienten müssen wir praktisch alle wegschicken.“
Von einem ähnlichen Fall in Duisburg habe Avenarius gehört: Inhaber Eduard Lischnewski fuhr 240 Kilometer nach Düsseldorf zu Medisign, um seine SMC-B-Karte persönlich abzuholen, erhielt sie dort aber nicht. Seit Mitte September kann Lischnewski keine E‑Rezepte mehr beliefern. „Ich glaube, wir schießen den Vogel noch ab“, schätzt Avenarius.
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