Wieder keine Honorarerhöhung

Frust über DAT: Apotheker kündigt Kammer und Verband

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Berlin -

Viele Apotheker:innen und Apotheker hatten gehofft, dass Bundesgesundheitsministerin Nina Warken (CDU) beim Deutschen Apothekertag (DAT) in Düsseldorf die in Aussicht gestellten 9,50 Euro Fixum nun als Sofortmaßnahme im Gepäck haben würde. Doch es kam anders. Der Frust in der Apothekerschaft ist groß, mancherorts sehr groß. Dr. Jozef Dobija, Mitinhaber der Paul Gerhardt Apotheke in Berlin, zieht Konsequenzen und kündigt seine Verbandsmitgliedschaft.

Nachdem Warken am Dienstag erklärte, wie ihre Pläne für eine Apothekenreform aussehen, wandte sich Dobija an seinen Verband: „Aufgrund der heutigen Nachrichten aus Düsseldorf sehen wir uns leider gezwungen, unsere Mitgliedschaft zum nächstmöglichen Termin zu kündigen“, schreibt er an den Berliner Apotheker-Verein (BAV). Zum Jahreswechsel will er aussteigen.

Bereits zuvor habe er der Vorsitzenden, Anke Rüdinger, dargelegt, „dass das Handeln von Abda und DAV aus unserer Sicht nicht zielführend ist“. Dies habe sich am Dienstag bestätigt: „Wir möchten an dieser Stelle klarstellen, dass wir mit unseren freiwilligen Beiträgen eine Politik, die erkennbar nicht im Interesse der Vor-Ort-Apotheken wirkt, nicht länger finanzieren werden.“

Auch an die Apothekerkammer schrieb der Apotheker, mit deren Arbeit und der letzten Beitragserhöhung er schon länger äußerst unzufrieden ist. „Für uns Apotheken vor Ort gibt es keinen Cent mehr, keine angemessene Honorierung trotz immer neuer Aufgaben – aber Sie haben sichergestellt, dass Ihre Beiträge und Bezüge steigen“, klagt er. „Das Fußvolk arbeitet, die Funktionäre profitieren.“

Eckpunkte verfehlen Ziel

Und auch die Inhalte der Eckpunkte aus dem BMG erzürnen den Inhaber: „Vielleicht können Sie mir einen Arzt nennen, der tatsächlich pharmazeutische Dienstleistungen (pDL) verordnet?“, fragt er an Kammerpräsidentin Dr. Ina Lucas gewandt. Auch die Versandapotheken dürften wie gehabt weiterarbeiten: „Während wir Apotheken streng an die Vorgaben gebunden sind – unter 25 Grad für herkömmliche Arzneimittel, unter 8 Grad für Kühlware – scheinen die großen Versandhändler völlig unabhängig von Außentemperaturen liefern zu dürfen. Ein klarer Wettbewerbsnachteil für uns vor Ort, der von Ihnen und Ihren Kollegen nicht nur hingenommen, sondern durch Ihr Handeln zementiert wird.“

Mit Kritik an Lucas und der Standesvertretung selbst spart er nicht, Maßnahmen gegen ihn wären ihm aber auch egal: „Sollten Sie Konsequenzen ziehen wollen, bitte leiten Sie gerne ein Disziplinarverfahren gegen mich ein – vielleicht ist das der schnellste Weg, endlich aus der Apothekerkammer ausgeschlossen zu werden.“

Apotheker unzufrieden mit Standesvertretung

Für Dobija ist das Signal der Bundesregierung eindeutig: „Für die Apotheken vor Ort ist keinerlei finanzielle Unterstützung vorgesehen, stattdessen werden uns weitere Aufgaben übertragen. Ein Inflationsausgleich für das Honorar ist nicht in Sicht.“

Die Abda feiere sich nach DAT-Ende trotzdem. Dass Ärztinnen und Ärzte ihr Patient:innen für pDL in die Apotheke schicken würden, sei „realitätsfern“. „Wenn Standesvertreter dies akzeptieren und zugleich ihre eigenen Bezüge erhöhen, siehe Abda plus 6 Prozent, Apothekerkammer Berlin gute 40 Prozent, dokumentiert dies die Entfremdung von der Basis.“

„Ich bedauere es sehr, dass ich weiterhin erhebliche Pflichtbeiträge an die Apothekerkammer Berlin entrichten muss, während ich dieses Geld lieber für gemeinnützige Zwecke wie die Krebshilfe spenden würde“, so Dobija weiter.

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