Heute soll der Entwurf des Gesetzes zur Weiterentwicklung der Apothekenversorgung (ApoVWG) das Bundeskabinett passieren – dem Vernehmen nach weitgehend unverändert. Zeitgleich sollen in den Apotheken die Lichter ausgehen und Kund:innen durch die Protestaktion „Blackout“ auf die ausbleibende Honorarerhöhung der Apotheken und das daraus resultierende ungebremste Apothekensterben aufmerksam gemacht werden. Doch was sagen die Apothekenteams zu dem Reformvorhaben von Gesundheitsministerin Nina Warken (CDU). Eine aktuelle aposcope-Befragung liefert die Antwort.
Unabhängig von den Plänen zur Apothekenreform sind drei Viertel der befragten Apotheker:innen, PTA und PKA mit der bisherigen Amtsführung der Bundesgesundheitsministerin in den ersten Monaten der Legislaturperiode nicht zufrieden. Das ist immerhin mehr als der Koalition insgesamt an positivem Ergebnis ausgestellt wird (16 Prozent). Zwar trauen die meisten der Teilnehmenden der CDU/CSU gesundheitspolitische Themen am ehesten zu – doch der Anteil liegt gerade einmal bei 12 Prozent. Hier konnten viele Teilnehmende keine Angabe machen (62 Prozent).
Geht es konkret um die Apothekenreform, die Warken in weiten Teilen von ihrem Amtsvorgänger Karl Lauterbach (SPD) übernommen hat, gehen die Meinungen auseinander.
Ein großer Streitpunkt ist die PTA-Vertretung. Apothekenleiter:innen können von PTA maximal 20 Tage im Jahr, davon zusammenhängend höchstens zehn Tage, an denen die Apotheke dienstbereit ist, von einem oder einer vertretungsberechtigten PTA vertreten werden. Dies gilt nur für Apotheken, in denen sie bereits ohne Beaufsichtigung arbeiten und nicht für spezialisierte Apotheken etwa mit Zytostatikaherstellung. Das Curriculum für die Weiterqualifizierung – zweijährige berufsbegleitenden Weiterqualifizierung – legt die Bundesapothekerkammer (BAK) fest.
Die PTA-Vertretung befürworten 39 Prozent der Befragten, 49 Prozent finden das Vorhaben nicht gut. Am größten sind die Unterschiede in den einzelnen Berufsgruppen. Während sieben von zehn Apotheker:innen das Vorhaben ablehnen, kommt von 58 Prozent der PTA Zustimmung – unter den PKA befürworten nur etwas mehr als drei von zehn Befragten die PTA-Vertretung. Auffällig: Vor allem bei den Filialleiter:innen findet der Plan keinen Anklang.
Laut Entwurf sollen Zweigapotheken vor allem in „abgelegenen Orten oder Ortsteilen, in denen mangels Apotheke die Arzneimittelversorgung deutlich eingeschränkt ist“, eine Alternative darstellen. Die zuständige Behörde muss die Erlaubnis erteilen, wenn der Antragsteller Inhaber einer „nahe gelegenen Apotheke“ ist und nachweist, dass er über „die nach der Apothekenbetriebsordnung erforderlichen Räume verfügen wird“. Die Erlaubnis wird jeweils für einen Zeitraum von zehn Jahren erteilt und kann neu erteilt werden. Pro Hauptapotheke sind bis zu zwei Zweigapotheken zulässig.
Genau die Hälfte der Befragten befürwortet das Vorhaben, wobei die Zustimmung bei den Approbierten ingesamt bei 43 Prozent und bei den Inhaberinnen und Inhabern gerade einmal bei 31 Prozent liegt. Etwas mehr Zustimmung – 60 Prozent – gibt es für die Erleichterungen für Filialverbünde, wobei auch hier die Inhaberinnen und Inhaber skeptischer sind (49 Prozent). So sollen beispielsweise innerhalb von Verbünden Labore an einem Standort genutzt werden können. Die geplante geteilte Filialleitung befürwortet die Hälfte der Befragten. Mehr Zustimmung (67 Prozent) gibt es für die geplanten flexibleren Öffnungszeiten.
Die im Koalitionsvertrag enthaltene Honorarerhöhung fehlt in den Plänen des Bundesgesundheitsministeriums (BMG). Enthalten ist jedoch die Aufhebung des Skonti-Verbots – 74 Prozent befürworten das Vorhaben, unter den Inhaberinnen und Inhabern sind es 88 Prozent. Die geplante Verhandlungslösung ist jedoch für die Kolleg:innen nicht greifbar – 38 Prozent finden das Vorhaben gut, 26 Prozent lehnen den Plan ab und 36 Prozent können keine Einschätzung geben.
Apotheken sollen in die Prävention mehr eingebunden werden. Dazu sollen unter anderem pharmazeutische Dienstleistungen (pDL) ausgebaut und das Impfangebot ausgeweitet werden. Die Pläne finden Zustimmung bei 62 Prozent beziehungsweise 51 Prozent der Befragten.
Was jedoch für Zündstoff sorgt – nicht nur zwischen Ärzt:innen und Apotheker:innen – ist die vorgesehene Rx-Abgabe ohne Rezept in Akutfällen und an Chroniker:innen im Wiederholungsfall durch Apotheker:innen. Nur 38 Prozent bewerten die Ausweitung der Kompetenz als gut, knapp 49 Prozent lehnen das Vorhaben ab. Unterschiede gibt es in den Berufsgruppen: Die Hälfte der Apotheker:innen befürwortet die Rx-Abgabe ohne Rezept, darunter 65 Prozent der Inhaber:innen und 43 Prozent der Filialleiter:innen. Unter den PTA sind es nur 28 Prozent.
Was den Befragten fehlt, ist die Anhebung des Fixums. Eine Erhöhung des Apothekenhonorars führt die Top 3 – neben dem Abbau von Bürokratie und Rx-Versandverbot – der Erwartungen an die aktuelle Regierung an.
An der Befragung nahmen vom 12. bis 15. Dezember insgesamt 355 verifizierte Apothekerinnen und Apotheker, PTA und PKA teil.