Die Miete hat sich verdoppelt, die Anzahl der Notdienste war für den Familienvater nicht mehr zu stemmen: Schon Ende September schließt Inhaber Florian Max vorzeitig seine Würmtal-Apotheke in Planegg. „Aus 24 Notdiensten im Jahr wurden für mich plötzlich mehr als 40, die ich größtenteils selbst übernehme“, erklärt er. Positiv sieht er dennoch in die Zukunft: „Meine direkt gegenüberliegende Apotheke wird dadurch gestärkt.“
Was eigentlich erst Ende des Jahres geplant war, soll nun schon zum 30. September vollendet werden. Die Würmtal-Apotheke schließt, übrig bleibt somit von ehemals vier Apotheke in der Umgebung nur noch eine. Die gehört ihm ebenfalls und soll Anfang des Jahres von Engel-Apotheke in Würmtal-Apotheke umbenannt werden. Außerdem betreibt Max in München die SaniPep-Apotheke in den Perlacher Einkaufspassagen (Pep).
Maßgeblich für die Entscheidung, die Würmtal-Apotheke zu schließen, waren laut Max unter anderem die hohen Kosten: „Die Miete hat sich in den vergangenen Monaten verdoppelt, ich konnte mich mit dem Vermieter nicht auf eine verträgliche Lösung einigen“, erklärt er.
Hinzu gekommen seien seit Jahresbeginn außerdem etliche weitere Notdienste – die Kammer hatte zu dem Zeitpunkt auf ein neues System zur Verteilung umgestellt. „Früher hatte jede Apotheke 12 Notdienste im Jahr“, stellt der Inhaber klar. Die neue Regelung helfe den Apotheken auf dem Land, was er befürworte. Aber: „Apotheken am Stadtrand müssen doppelt so viele Notdienste stemmen, heißt 21 bis 23 pro Jahr“, erklärt er. „Bei zwei Apotheken sind es zusammen 40 bis 45 Dienste.“ Das eine Problem sei: „Die Dienste sind nicht gleichmäßig verteilt. Manchmal hat man in einer Woche drei Dienste und dann zwei Monate gar keinen“, so Max. Er möchte die Kammer dennoch nicht kritisieren: „Ich finde sicher nicht alle Entscheidungen gut, aber ich respektiere sie.“
Obwohl er mit insgesamt 200 Mitarbeitenden „eigentlich selbst nicht so viele Dienste machen müsste“, übernimmt er die meisten trotzdem. „Damit ich sehe, ob alles gut läuft. Das lasse ich mir nicht nehmen. Denn wenn ich etwas mache, dann richtig – oder gar nicht. Ich behandle mich wie einen angestellten Kollegen“, sagt er. „Mit 23 Diensten im Jahr war das als Familienvater mit zwei kleinen Kindern noch machbar. Mit 45 Diensten – manchmal zwei bis drei pro Woche – ist das einfach zu viel“, stellt er klar. Er betont: „Meine Mitarbeiter haben mir immer geholfen. Die hätten auch die Dienste übernommen, die ich nicht gemacht hätte.“
Die Entscheidung, lieber eine größere Apotheke statt zwei kleinerer betreiben zu wollen, lag laut dem Inhaber nahe. „Darum ist die Schließung der Würmtal-Apotheke für mich ein großer Vorteil, denn ich spare mir die Hälfte der Notdienste.“ Eigentlich hätten die Dienste der schließenden Würmtal-Apotheke aufgeteilt werden müssen. „Aber dann kam nur eine Mail von der Kammer, dass die Notdienste ersatzlos entfallen.“ Max spart auch Kosten für doppelte Strukturen wie Labore oder Roboter. „Zwei Labore in 30 Metern Abstand ergeben keinen Sinn. Zwei Filialleiter auch nicht.“
„Ich schließe nicht, weil es uns schlecht geht. Aber die Zukunft sieht anders aus. Die Politik will keine hohe Apothekendichte“, stellt er klar. Als verantwortungsbewusster Unternehmer plane er in die Zukunft: „Und wenn ich mir die aktuelle Lage anschaue, sehe ich nicht, dass sich der Gesundheitsmarkt gravierend verbessern oder wenigstens konstant schlecht bleiben wird.“ Vorsorge sei ihm wichtiger als Nachsorge.
Per Plakat im Schaufenster verkündet der Inhaber die Schließung, aber auch das Upgrade der bestehenden Apotheke direkt gegenüber. „Aus zwei Apotheken wird ein starkes Team. Vertraute Gesichter, erweiterte Leistungen und doppelte Erfahrung, vereint an einem Standort“, heißt es. Auch alle Mitarbeiter:innen wechseln mit in die Engel-Apotheke. Die Menschen reagieren insgesamt positiv auf die Veränderung. Max war wichtig: „Die Kunden sollten nicht plötzlich vor verschlossenen Türen stehen, wie es bei anderen Schließungen passiert ist. Natürlich kann man es nie allen recht machen. Drei Leute – drei Meinungen. Damit muss man leben.“
Um die Zusammenlegung optimal zu gestalten, hat der Inhaber sein Geschäft modernisiert und neu aufgeteilt. „Alles, was wir in den letzten zehn Jahren gelernt haben, haben wir dort umgesetzt“, sagt er. Auch mit Hilfe seines Teams, denn: „Ich habe wirklich tolle Mitarbeiter. Manche sind seit 2016 dabei und haben die Würmtal-Apotheke mit nur zehn Kunden am Tag zu dem gemacht, was sie heute ist. Das finde ich großartig.“