Großhandelskonditionen

Koalition schließt Rabatt-Schlupflöcher

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2012 beginnt im Pharmagroßhandel eine neue Welt: Wie im Arzneimittelmarkt-Neuordnungsgesetz (AMNOG) beschlossen, bekommen die Lieferanten ab Januar eine pauschale Vergütung von 70 Cent zuzüglich 3,15 Prozent. Weil der Fixzuschlag nicht rabattfähig ist, wachsen im Markt die Begehrlichkeiten. Die Koalition will im Versorgungsstrukturgesetz (VStG) klarstellen, dass das Rabattverbot auch im Direktgeschäft gilt. Einkaufsgruppen und Kooperationen könnten trotzdem von der Umstellung profitieren.

Vor allem bei Schnelldrehern im Niedrigpreisbereich könnten die Pharmafirmen mit der Großhandelsmarge ihre eigene Spanne deutlich aufbessern. So mancher Generikahersteller arbeitet dem Vernehmen nach bereits an einem eigenen Logistikkonzept. Damit die Großhändler nicht systematisch benachteiligt werden, soll der nicht rabattfähige Fixzuschlag zwangsweise auch im Direktgeschäft erhoben werden.

Andererseits gelten die Preisvorschriften nicht bei Geschäften zwischen Großhändlern untereinander - die Apotheken könnten also versucht sein, sich eine Großhandelserlaubnis zu besorgen, um das Rabattverbot zu umgehen. Auch dieses Schlupfloch will die Koalition schließen: Beim Verkauf verschreibungspflichtiger Arzneimittel an Apotheken mit Großhandelserlaubnis kommt es demnach darauf an, ob diese im konkreten Fall tatsächlich als Großhändler fungierten: „Apotheken, die Arzneimittel für den eigenen Bedarf erhalten, üben die Großhandelsfunktion nicht aus, sodass die Gewährung von Rabatten auf den fixen Großhandelszuschlag von 70 Cent je Packung unzulässig ist“, heißt es in einem Änderungsantrag zum VStG.

Schwerer fassen lassen sich durch die neue Regelung dagegen Einkaufsgruppen und Kooperationen, die als echte Zwischenhändler Ware für ihre Mitglieder an- und weiterverkaufen. Bislang spielt das Thema eine untergeordnete Rolle, schon alleine weil sich gerade die Hersteller preiswerter Produkte bislang außerstande sahen, den Großhandel im großen Stil zu umgehen. Unter den neuen Bedingungen könnte die Bereitschaft der Firmen wachsen, nach neuen Vertriebswegen zu suchen. Und auch die Apotheken könnten angesichts des zu erwartenden Konditionenschnitts motiviert sein, den rechtlichen Rahmen auszuloten. Auf der Expopharm in Düsseldorf wird es in zwei Wochen allerhand Gesprächsstoff geben.

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