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Filialfrage spaltet Apotheker

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Egal ob Hauptapotheke oder Filiale - aktuell müssen alle Apotheken die gleichen Anforderungen erfüllen. Das könnte sich bald ändern: Wer mehrere Apotheken besitzt, muss nach Plänen des Bundesgesundheitsministeriums künftig nur noch ein Labor inklusive Rezepturarbeitsplatz betreiben. In den Apotheken sieht an die geplanten Änderungen der Apothekenbetriebsordnung mit gemischten Gefühlen: Denn die Erleichterungen haben auch eine politische Komponente. Drei Positionen aus den Apotheken.

„Ich glaube für bestehende Apotheken macht es keinen Unterschied. Da gibt es Labore, da sind alle Geräte vorhanden. Für neue Apotheken ist das aber sicher sehr interessant“, sagt Apothekerin Dagmar Steinbrück. Tendenziell glaubt die Leiterin einer Filialapotheke in Berlin, dass es nicht wichtig ist, wo Untersuchungen durchgeführt werden. „Kleinere Untersuchungen können ja vielleicht trotzdem in jeder Apotheke gemacht werden.“

Bedenken hat Steinbrück allerdings, wenn Salben und andere Rezepturen nur noch zentral hergestellt werden: „Das kann schließlich bedeuten, dass Patienten länger warten müssen, weil Rezepturen nur in der Hauptapotheke angefertigt werden. Das ist nicht sehr praktisch, denn manchmal braucht man die Rezeptur sofort.“ Steinbrück weiter: „Ich glaube es ist ganz wichtig, dass Apotheken den Service anbieten, innerhalb kürzester Zeit Rezepturen herzustellen - auch um sich von den Drogerien abzugrenzen.“

Für Apothekeninhaber hat die geplante Änderung vor allem eine betriebswirtschaftliche Bedeutung. „Für mich ist die Entscheidung, was die Apothekenbetriebsordnung angeht, relevant: Ich plane, im Sommer meine Hauptapotheke komplett umzubauen. Deshalb muss ich wissen, ob dort noch ein Labor oder eine Rezeptur notwendig ist oder nicht. Das würde meine Investitionskosten um fast 10 Prozent reduzieren“, sagt Heike Zweydinger, Inhaberin von aktuell drei Apotheken in Berlin.


Im nächsten Jahr will Zweydinger eine weitere Filiale eröffnen. „Dort kann ich die Größe der Fläche frei wählen. Und wenn ich kein Labor mehr benötige, bedeutet das eine monatliche Mietreduzierung um durchaus 10 Prozent und weniger Investitionen.“ Zweydinger rechnet mit Kosten von rund 40.000 Euro für Labor und Rezeptur. „Wenn ich die bei einer Neueröffnung einsparen kann, dann würde ich das gerne tun.“ Politisch sieht die Apothekerin die Änderungen als unproblematisch: „Solange es dabei bleibt, dass eine Apotheke inhabergeführt betrieben werden muss und maximal drei Filialen erlaubt sind, sehe ich keine Gefahr für unseren Berufsstand“, so Zweydinger.

Ganz anders beurteilt Apothekeninhaberin Dr. Sabine Riederer die geplanten Lockerungen: „Ich selber habe keine Filialapotheke und sehe Erleichterungen für Filialapotheken - wie fast die gesamten Änderungen - als eine einzige Hommage an die Großindustrie.“ Ein Neueinstieg mit Filialapotheken werde erleichtert, während sich für die bestehenden Filialen, die heute alle Anforderungen erfüllten, nichts verbessere, so Riederer. „Da fragt man sich natürlich: Wo brauchen wir noch neue Filialapotheken, für die es wesentlich leichter sein soll, wenn wir überall eine gute Versorgung haben? Da fallen mir nur andere Player im Spiel mit den Apotheken ein. Und das sind vor allem Großindustrie, Drogeriemärkte, Aktiengesellschaften und andere externe Geldgeber.“

Das BMG begründet die geplanten Änderungen mit der gelebten Praxis. Die Prüfung und Herstellung von Arzneimitteln erfolge bei Filialverbünden schon heute vielfach zentral. Die neue Apothekenbetriebsordnung könnte zum Richtungsentscheid über die künftige Versorgung werden.

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