Sachsen-Anhalt

Gutschein für Arzneimittel-Check

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Berlin -

In Sachsen-Anhalt hat in dieser Woche das Projekt „Eine Tüte Sicherheit“ begonnen. Im Rahmen der ersten Demografie-Woche des Landes, die seit Freitag läuft, prüfen Apotheker die Medikation von Patienten. Mit dem Projekt wollen die Apotheker aufzeigen, welchen positiven Einfluss ihre Unterstützung auf eine sichere Arzneimitteltherapie haben kann.

„Über 50 Prozent der Patienten nehmen ihre Arzneimittel bei einer Langzeittherapie nicht richtig oder auch gar nicht mehr ein“, erklärt Kammerpräsident Dr. Andreas Münch zu den Hintergründen des Projektes. Es komme zu Therapieversagen, aber auch zu mehreren Milliarden Euro unnötiger Arzneimittelkosten jährlich. Bei Patienten, die mehrere Arzneimittel gleichzeitig einnehmen müssten, steige die Gefahr für Wechselwirkungen. „Nicht selten sind sie Ursache für Krankenhauseinweisungen.“

Um die Arzneimitteltherapie für die Patienten zu optimieren, wollen die Apotheker die Medikation genauer betrachten. Wegen des hohen Aufwands ist der Check auf fünf Patienten pro Apotheke beschränkt. Die Apotheker erhielten im Vorfeld der Aktionswoche Gutscheine. Sie symbolisieren den Patienten laut Kammer, dass ihre Apotheke hier für sie eine geldwerte Leistung erbringt. Die Gutscheine haben die Apotheken Ende März an Kunden verschenkt, die regelmäßig mehr als fünf Arzneimittel einnehmen. In der Aktionswoche finden nun die Beratungsgespräche statt.

Die Patienten wurden gebeten, alle Arzneimittel und Nahrungsergänzungsmittel, die sie einnehmen, in eine Tüte zu packen und in die Apotheke zu bringen. Dort wurden die Präparate geprüft. Wurden dabei Probleme festgestellt, entscheiden die Apotheker, ob sie diese direkt mit dem Patienten lösen können oder zusätzlich den Arzt einschalten. Der Patient erhält anschließend eine Medikationsliste, die er seinem Arzt vorlegen kann.

Die Therapiehoheit verbleibe somit selbstverständlich in der Verantwortung des Arztes, betonte Münch im Ärzteblatt Sachsen-Anhalt. Gespräche zwischen Arzt und Apotheker zu Therapiefragen seien bereits heute selbstverständlich. Im Rahmen der Aktion könne es aber zu einer etwas größeren Anzahl solcher Rückfragen kommen. Dabei gehe es ausdrücklich nicht um Fehlersuche oder -zuweisung.

Ziel sei es, gemeinsam das Beste für den Patienten zu tun, so Münch. „Dieser darf weder durch das Gespräch mit dem Apotheker noch auf Grund eventueller Rücksprachen mit dem Arzt verunsichert werden.“ Das habe oberste Priorität.

„Wir verstehen uns als Bindeglied zwischen Arzt und Patient“, so der Kammerpräsident. Mit der Medikationsanalyse erhielten die Apotheker einen Überblick über alle Mittel, die Patienten mit oder ohne Rezept kaufen und einnehmen. In ersten Tests hätten die Apotheker bereits gute Erfahrungen gesammelt. „Unsere Angebote sind einfach zu erreichen, meistens ohne lange Wartezeiten“, so Münch. „Die Medikationsanalysen sind zwar aufwändig, es lohnt sich aber, denn die Patienten sind sehr dankbar, wie ich selbst erfahren habe.“

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