APOSCOPE

Apotheker: ABDA bringt es nicht

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München -

Die Apotheker wünschen sich in ihrem Alltag Bürokratieabbau und eine bessere Honorierung. Doch kann ihre Standesvertretung diese Wünsche auch erfüllen? Aktuell bewerten die Apotheker die Ergebnisse der ABDA kritisch. Laut einer Umfrage von APOSCOPE, dem Panel von APOTHEKE ADHOC, ist die Stimmung in der Branche schlechter geworden. Und der Führungsmannschaft werden keine besonders guten Zeugnisse ausgestellt.

Insgesamt haben an der Umfrage 466 Panelisten teilgenommen, davon 240 Apotheker und 226 PTA. Die Angestellten sind bei den folgenden Auswertungen zur Standespolitik nicht berücksichtigt, wenn es nicht explizit erwähnt ist.

Dass die Apotheker heute politisch besser dastehen als vor vier Jahre, finden nur 2,5 Prozent der Apotheker. Dagegen würden 42 Prozent dieser Aussage kaum zustimmen, weitere 34 Prozent überhaupt nicht. Trotz einer leicht positiven Entwicklung bei den Umsätzen findet eine Mehrheit der Teilnehmer auch nicht, dass die Apotheken heute wirtschaftlich besser dastehen als vor vier Jahren. 74 Prozent stimmen dem nicht zu, nur 5 Prozent sehen die Lage der Dinge verbessert.

Und die Panelisten machen nicht nur bei Einfluss und Einkommen Defizite aus. „Das Ansehen der Apotheker ist besser als vor vier Jahren“, würden nur 13 Prozent unterschreiben. Aus Sicht von 46 Prozent der Apotheker hat sich ihr Ansehen verschlechtert. Ein Drittel sieht das ungefähr ausgewogen.

Mehr Spaß an der Arbeit haben heute jedenfalls die Wenigsten im Vergleich zu vor vier Jahren: 71 Prozent haben nun weniger Freude an ihrem Beruf, nur knapp 4 Prozent mehr. Beim Rest hat sich dies nicht verändert.

Unter dem Strich sind die Apotheker mit ihrer Standespolitik nicht sonderlich zufrieden: Dass die ABDA „entscheidende Weichen für den Berufsstand gestellt“ habe, sehen nur 6 Prozent der Apotheker so, 70 Prozent können dem nicht zustimmen, davon 38 Prozent „überhaupt nicht“. Gleichzeitig ist das Interesse an der Standespolitik eher kleiner als größer geworden.

Als Folge der Politik der vergangenen Jahre erwarten die meisten Apotheker, dass die Schere zwischen großen und kleinen Apotheken immer weiter auseinandergeht: 86 Prozent stimmen dem zu, nur knapp Prozent bewerten die Lage weniger kritisch. Teils/teils antworteten 9 Prozent.

ABDA-Präsident Friedemann Schmidt hat im Vorfeld des Deutschen Apothekertages bereits darauf hingewiesen, dass man wohl auch im Jahr 2016 die Schließung einer dreistelligen Zahl an Apotheken werde beklagen müssen. Auch die Panalisten gehen eindeutig von einem weiteren Rückgang aus: 82 Prozent stimmen voll oder überwiegend zu, dass die Zahl weiter sinken wird, nur 2,5 Prozent glauben das nicht.

Die Umfrage hat gezeigt, dass in vielen Apotheken Personalnot herrscht. Nach Ansicht einer deutlichen Mehrheit wird es in Zukunft noch schwieriger, Nachwuchs für den Beruf zu finden: 47 Prozent stimmen dieser Aussage überwiegend zu, weitere 30 Prozent sogar vollkommen.

Bei aller Kritik sehen die Apotheker nicht vollkommen schwarz für den Nachwuchs: Die Mehrheit ist der Meinung, ein Pharmaziestudium sei zu empfehlen. 52 Prozent würden diese Aussage unterschreiben, weitere 31 Prozent stimmen teilweise zu. Die Selbstständigkeit wird etwas kritischer gesehen: 27 Prozent der Apotheker würden sie empfehlen, 29 Prozent nicht, der Rest ist hier unentschlossen.

Im Dezember steht die Wahl des ABDA-Präsidenten an. Friedemann Schmidt möchte wiedergewählt werden, wird aber von Hamburgs Kammerpräsident Kai-Peter Siemsen herausgefordert. Das Wahlrecht fällt der ABDA-Mitgliederversammlung zu, doch die Ergebnisse von der Basis machen stutzig.

So hat Siemsen bei den teilnehmenden Apothekern mit 25 Prozent zwar einen spürbaren Vorsprung vor Schmidt mit nur knapp 7 Prozent. Doch die meisten Teilnehmer (36 Prozent) finden, dass es gar keine Rolle spielt, wer ABDA-Präsident wird – nicht sehr schmeichelhaft für das Amt. Weitere 30 Prozent hatten zu dem Thema keine Meinung.

Interessant: Unter den befragten PTA messen zwar noch weniger Teilnehmer der Wahl große Bedeutung bei, doch bei den Entschiedenen profitiert Schmidt offenbar von seinem Amtsbonus. Er liegt mit knapp 7 Prozent anderthalb Prozentpunkte vor Siemsen. Allerdings hatten voll 62 Prozent zu der Frage keine Meinung oder finden den Ausgang der Wahl unerheblich (26 Prozent).

Die Teilnehmer wurden auch gebeten, Schulnoten an ABDA-Präsident Schmidt, den Chef des Deutschen Apothekerverbands (DAV), Fritz Becker, sowie den Präsidenten der Bundesapothekerkammer (BAK), Dr. Andreas Kiefer, zu vergeben. Vorweg: In allen Fällen hatten mehr als 30 Prozent hierzu keine Meinung, bei Kiefer sogar 38 Prozent.

Die meisten Apotheker geben Schmidt ein „befriedigend“ (18 Prozent) oder „ausreichend“ (19 Prozent). Jeder zehnte vergab die Note „gut“, nur 0,4 Prozent „sehr gut“. Dafür strafte mehr als jeder Fünfte den ABDA-Präsidenten mit „mangelhaft” (12 Prozent) oder sogar „ungenügend“ (11 Prozent) ab.

DAV-Chef Becker kommt nur wenig besser weg. Immerhin erhielt er von 18 Prozent ein „gut“, die Eins wurde wie bei Schmidt nur ein einziges Mal vergeben. „Befriedigend“ (21 Prozent) und „ausreichend“ (12 Prozent) bilden die Mitte, jeweils 7 Prozent gaben Becker die schlechtesten Noten.

BAK-Präsident Kiefer wurde am wenigsten benotet, erhielt keine Eins und meistens „befriedigend“ (23 Prozent) oder „ausreichend“ (15 Prozent). 11 Prozent vergaben „gut“, 5 Prozent „mangelhaft“ und sogar etwas öfter „ungenügend“ (8 Prozent).

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