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Das Geld der Anderen

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Berlin -

Wer will fleißige Handwerker sehn? / Der muss zu der ABDA gehen! / Fluchtweg fein, Brandschutz? Nein! / Das Häuschen wird nie fertig sein.

Der Turmbau zu ABDA wurde noch rechtzeitig abgeblasen. Bei genauerer Analyse der Baupläne ist Schmidt, Schmitz und/oder dem Architekten Seeberger zum Glück der Kommafehler bei den zusätzlichen Büroflächen aufgefallen – das ist wie damals mit dem Eisen im Spinat. Deshalb musste in der Mitgliederversammlung auch niemand nach Kommafehlern in der Kostenaufstellung suchen; die Wirtschaftlichkeit der „Grobplanung“ stand gar nicht zur Debatte.

Jetzt muss man die mittlerweile zu kleine Bude von Apothekerhaus aber noch loswerden. Die Risse werden noch mit Blattgold beigeflickt und dann heißt es Hoffen auf die dynamische Entwicklung der Grundstückspreise in Berlin. Plötzliche Aufbruchstimmung, alles ist möglich: kaufen, bauen, mieten. Wobei – Schmidt hätte gerne wieder Eigentum, zentral gelegen und funktional – und ein bisschen was hermachen soll es auch. Wollen wir wetten, wie die nächste Beschlussvorlage aussieht und wie sie publik wird?

Einen Eindruck will man in der Jägerstraße aber auf jeden Fall vermeiden: Dass mit den Mitgliedsbeiträgen schludrig umgegangen wird. Die Sanierung der alten und der Kauf einer neuen Immobilie oder ein Neubau würden nicht mit dem Geld der Apotheker, sondern aus dem angesammelten Vermögen bezahlt. Schmidt ist fest entschlossen, dass das keine Milchmädchenrechnung ist.

Auch Dr. Rainer Bienfait reagiert ziemlich nervös auf alles, was den Haushalt in Verbindung mit dem Hausbau bringen könnte: Noch während der ABDA-Mitgliederversammlung schickte er eine E-Mail an die Apotheken. Der DAV-Vize und Chef des Berliner Apothekervereins findet es diffamierenden Schwachsinn, hier eine Verbindung zu sehen.

Schmidt hat noch einmal betont, dass auch für ein neues Haus genug Geld in den Speichern liegt. Das ist aber hoffentlich nicht das einzige Argument dafür, das Sparschwein der Apotheker zu knacken. Wenn beim Apothekertag wieder über die Kosten-Nutzen-Relation einer ABDA-Mitgliedschaft im Gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA) debattiert wird, sollten alle Immobilienfragen ordentlich gelöst sein. Denn auch das Geld der Anderen kann man nur einmal ausgeben.

Mehr einnehmen wollen die Apotheker in naher oder zumindest noch sichtbarer Zukunft mit dem Medikationsmanagement. Das Perspektivpapier Apotheke 2030 (formerly known as Lightbild) soll dafür den Weg ebnen. Mit der Theorie sind die ungezählten Autoren und Kommentatoren jetzt wirklich durch. Bei der Mitgliederversammlung wurde das Leitbild ohne redaktionelle Änderungen verabschiedet – gab ja schließlich auch Wichtigeres zu besprechen.

Zumindest was das Medikationsmanagement betrifft, bekamen die Apotheker unter der Woche ein wenig Unterstützung vom Sachverständigenrat im Gesundheitswesen. Dafür keilten die Professoren gleich an mehreren anderen Stellen ihres Gutachtens gegen die Pharmazeuten. Der Ruf nach einer Rx-Rabattschlacht und Apothekenketten ist aber schon so oft ertönt, dass er gerne noch ein weiteres Mal unerhört verhallen darf.

Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) jedenfalls dürfte sich davon – obwohl er das Gutachten gewohnt freundlich entgegennahm – kaum kirre machen lassen. Er sucht sich sowieso seine eigenen Themen: Die elektronische Gesundheitskarte (eGK) will er der Selbstverwaltung wegnehmen wie weiland die Aut-idem-Liste.

Magdalene Linz hatte es in Niedersachsen in der vergangenen Woche vorgemacht, Thomas Benkert zog am Montag nach: Beide wurden in ihren Kammerbezirken als Präsident/in wiedergewählt. Glückwunsch!

Gabriele Overwiening dürfte die nächste Amtszeit ebenfalls in der Tasche haben: Sie holte starke 55 Prozent bei der Kammerwahl in Westfalen-Lippe. Von oben durchregieren und alle Vorstandsposten mit Getreuen der eigenen Liste besetzen, war aber schon bislang nicht ihr Stil. Sie wird vermutlich wieder auf eine Koalition setzen. Ob es die Quälgeister von den Basis-Apothekern gleich auf die Regierungsbank schaffen, darf aber bezweifelt werden.

Nach Koalitionspartnern umsehen muss sich auf jeden Fall Lutz Engelen im Kammerbezirk Nordrhein. Denn nach dem Zerfall seiner Liste sieht er sich einer starken Opposition gegenüber. Es ist alles andere als ausgemacht, dass Engelen als Präsident im Amt bleiben kann – die „Königmörder vom Kammerspiegel“ wollen ihn abdanken sehen. Das kann noch spannend werden.

Gleich zwei online-Bestellportale für Arzneimittel sind am Mittwoch an den Start gegangen: Aponow hat einfach alle Apotheken ins digitale Schaufenster gestellt und will sie zu ihrem Glück im Netz zwingen. Etwas zurückhaltender in der Akquise ist Amamed, dafür gibt es hier eine Versandapotheke als Lückenbüßer.

Eine neue Lücke gefunden werden muss auf Rezepten, sollten künftig Dosierungsempfehlungen zum Pflichttext werden. Die Experten weisen aber schon auf das Problem hin, dass eine lesbare Anbringung bei mehreren Arzneimitteln schwierig werden könnte.

Ein paar Personalien gab es auch noch: Dr. Phillip Frost hört zum Jahresende als Aufsichtsratschef beim Generikakonzern Teva auf, und Dr. Martin Zentgraf löst Dr. Bernd Wegener als Vorstandsvorsitzender beim Bundesverband der Pharmazeutischen Industrie (BPI) ab. Der BVDVA sucht eine Nachfolgerin für die scheidende Geschäftsführerin Kerstin Striewe. Glück auf!

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