App kennt keine Rabattverträge

DocMorris mit CardLink: Chaos bei Zuzahlungen

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Berlin -

Wolf Rohde* will das neue CardLink-Verfahren bei DocMorris testen. Als er sein E-Rezept über Lercanidipin 10 mg und Telmisartan 20 mg eingelesen hat, werden ihm wider Erwarten nicht die üblichen 10 Euro Zuzahlung angezeigt, sondern insgesamt 16,66 Euro. Eine Erklärung gibt es erst einmal nicht – nur die Vermutung, dass das mit dem neuen Einlöseweg zu tun hat.

„Ich habe die DocMorris-App verwendet, die eGK ans Smartphone gehalten und konnte dann beide Medikamente im Warenkorb sehen“, erklärt Rohde. Während er für sein Telmisartan die üblichen 5 Euro zahlen soll, sind es bei Lercanidipin ganze 11,66 Euro. Bei vormaligen Bestellungen seiner Dauermedikation über den niederländischen Versender via E-Rezept-Token hat er stets 10 Euro für beide Medikamente zuzahlen müssen.

Über den Preis verwundert, schreibt er eine Anfrage an den Kundensupport des Versenders. Sein E-Rezept löst er via Token schließlich beim Konkurrenten Shop Apotheke ein. Dort zahlt er seine üblichen 10 Euro für beide Präparate.

Austausch im Nachhinein

DocMorris antwortet Rohde einige Stunden später. Der Versender erklärt, dass es zum Wirkstoff Lercanidipin 10 mg lediglich einen Hersteller gebe, der derzeit ohne Mehrkosten im Handel erhältlich sei; für Präparate aller anderen Hersteller würden Mehrkosten anfallen, da sie nur teilweise von Rohdes Krankenkasse getragen würden. Tatsächlich ist derzeit nur Lercanidipin Omniapharm (Recordati) ohne Mehrkosten erhältlich, bei Aliud und Heumann werden 6,66 Euro zusätzlich zur Zuzahlung fällig, bei anderen Anbietern teilweise noch mehr.

„Wird Ihnen einer dieser teureren Hersteller verordnet, zeigt das System bei der Einreichung des E-Rezeptes diesen Hersteller mit entsprechenden Mehrkosten an“, erklärt der Kundenservice gegenüber Rohde weiter. Bestelle er das Medikament, erhalte er natürlich das kostengünstigstere Präparat – sofern es lieferfähig sei. So würde er am Ende dann doch nur seine üblichen 5 Euro Zuzahlung zahlen.

Für Rohde bleibt irritierend, dass im Warenkorb bei DocMorris faktisch 11,66 Euro angezeigt wurden. „Ich kann sicher sagen, dass ich die Bestellung mit den angezeigten Beträgen hätte bestätigen müssen. Ob dann danach der Austausch passiert wäre, wage ich natürlich zu bezweifeln.“ Selbst wenn es bei DocMorris gang und gäbe wäre, im Nachhinein die für den Kunden kostengünstigere Variante zu wählen, „hätte man doch auch direkt nur 5 Euro anzeigen können“.

Für den Versender hatte diese Irritation zur Folge, dass der Kunde sein Präparat lieber anderweitig einlöste.

Von CardLink überrascht

Was aber war der Grund für den Vorgang? Möglicherweise hat es indirekt mit CardLink zu tun. Denn mit dem neuen Verfahren wird das Rezept bei DocMorris erstmals in Echtzeit verarbeitet. Weder beim Papierrezept noch beim abfotografierten Token wurden die Daten direkt in die eigenen Systeme überführt. Von DocMorris selbst war dazu auf Nachfrage keine Stellungnahme zu erhalten.

„Dass DocMorris die CardLink-Lösung offenbar noch nicht sauber in ihr möglicherweise komplexes Kundenverwaltungs-, Warenwirtschafts- und Rabattierungssystem integriert hat, deutet darauf hin, dass wohl selbst DocMorris von der Geschwindigkeit der Gematik bei der Erstellung und Veröffentlichung der Spezifikation überrascht wurde“, schätzt Dr. Detlef Hühnlein, der mit „Epotheke“ das Card-Link-Verfahren in die Vor-Ort-Apotheke bringen will.

Ein weiterer Brancheninsider erkennt in der DocMorris-App noch „massives Optimierungspotentzial“. Für ihn ist klar: „Apothekennähere Plattformen sind da besser.“ Er ist sich sicher, dass der Versender eine eigene Software im Hintergrund hat, kein Standard-AVS. Teilfunktionalitäten – wie beispielsweise CardLink – werden dann nachträglich integriert. Das sei so nicht mit dem üblichen Einlöseverfahren per AVS in der Apotheke vor Ort vergleichbar.

* Name von der Redaktion geändert

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