Die Vakuumversiegelungstherapie (VVS) ist ein Verfahren zur Behandlung schwer heilender Wunden. Dabei wird ein Unterdruckverband genutzt, der Wundflüssigkeit absaugt und die Heilung fördert. VVS wird vor allem eingesetzt, wenn Standardtherapien nicht ausreichen.
Die VVS, auch Negative Pressure Wound Therapy (NPWT) genannt, ist ein modernes Verfahren zur Wundbehandlung, dessen Entwicklung in den frühen 1990er Jahren begann. Die klinische Anwendung und breite Bekanntheit setzte jedoch vor allem ab 1997 ein. Dabei wird auf die gereinigte Wunde ein luftdichter Verband aufgebracht, der mit einer Pumpe verbunden ist und über einen Schlauch einen kontrollierten Unterdruck erzeugt. Dieser Unterdruck entfernt Wundflüssigkeit, fördert die Durchblutung und unterstützt die Bildung von neuem Gewebe, wodurch der Heilungsprozess beschleunigt wird. Ein feuchtes Wundmilieu wird erhalten.
Die entstehende mechanische Zugbelastung regt die Zellteilung und die Bildung von Granulationsgewebe an, während die Durchblutung gefördert wird. Die Verbände werden in regelmäßigen Abständen gewechselt und die Wunde kontrolliert, um den Heilungsverlauf zu überwachen und Komplikationen zu vermeiden.
Die VVS wird bei chronischen und akuten Wunden eingesetzt, wenn unter Standardtherapie keine Heilung zu erwarten ist. Ein Therapieversagen der Standardbehandlung stellt dabei in der Regel eine Voraussetzung für den Einsatz dar, wobei in bestimmten Fällen auch ein frühzeitiger Einsatz möglich ist. Zu den Anwendungsgebieten zählen
Die VVS wird außerdem bei Wunden mit sekundärer Heilung eingesetzt, das heißt bei solchen, die nicht primär verschlossen werden können und von innen nach außen durch Granulationsgewebe und Narbenbildung verheilen.
Der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) hat die Vakuumversiegelungstherapie im Dezember 2019 in die ambulante Versorgung aufgenommen, sodass sie seit März 2020 erstattungsfähig ist. Studien deuten auf Vorteile wie schnellere Wundheilung und geringere Komplikationsraten hin, das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) sieht jedoch weiterhin Lücken in der Datenlage und fordert mehr Transparenz sowie vollständige Veröffentlichung aller Ergebnisse. Die VVS gilt zwar als etablierte Methode, ihre Wirksamkeit sollte durch hochwertige Studien weiter untermauert werden.
Die aktuelle Studienlage bestätigt überwiegend positive Effekte bei verschiedenen Wundarten, zeigt aber auch Nebenwirkungen und variable Wirksamkeit. Die Studie aus dem Jahr 2019 mit dem Titel „Closed incision negative pressure wound therapy versus standard dressings in obese women undergoing caesarean section“ wurde an mehreren Kliniken in Australien und Neuseeland mit 2035 Teilnehmerinnen durchgeführt. Die NPWT-Gruppe wies eine um 24 Prozent geringere Rate an Wundinfektionen auf, Hautblasen traten jedoch häufiger auf, bei 4 Prozent gegenüber 2,3 Prozent.
52 Patienten nahmen an der Untersuchung „Closed-incision negative pressure wound therapy in elderly patients following sacral pressure sore reconstruction“ am Seoul National University Boramae Medical Center teil. Hier traten in der NPTW-Gruppe weniger postoperative Komplikationen auf als in der Kontrollgruppe. Zudem zeigte diese Gruppe am siebten Tag ein geringeres Drainagevolumen von 17,2 cc gegenüber 27,8 cc. Infektionen und ein Wiedereröffnen der Wunden wurden in der NPWT-Gruppe nicht beobachtet.
Die 2025 veröffentlichte Studie „Comparative Assessment of Negative Pressure Wound Therapy Versus Standard Treatment in Diabetic Foot Ulcers“ wurde von Forschenden der Antenor Orrego Private University in Peru durchgeführt. Sie fasste 12 Studien mit insgesamt 982 Patienten zusammen und zeigte, dass die Therapie die Zeit bis zur Granulationsgewebsbildung verkürzt, Amputationsraten senkt, Schmerzen und Infektionen reduziert sowie die Krankenhausaufenthalte verkürzt.