In den Wechseljahren kann es bei Frauen zu einem Mangel bestimmter Hormone kommen. Um diesen auszugleichen, werden im Rahmen einer Hormonersatztherapie wieder mehr Medikamente verschrieben als in den vergangenen Jahren, belegt eine Auswertung der AOK NordWest.
Die Hormonersatztherapie wird wieder öfter verordnet. So zeigt eine Auswertung der AOK NordWest, dass Frauen in Schleswig-Holstein fast 5 Prozent mehr Hormonpräparate verordnet bekamen als im Vorjahr. Demnach stellten Ärzt:innen im Norden den AOK-versicherten Frauen im Alter von 40 bis 69 Jahren 2023 insgesamt 30.081 Rezepte für die entsprechenden Mitteln aus. Seit 2021 gebe es bei den Verordnungen von Hormonpräparaten wieder steigende Zahlen, so die AOK. „Zuvor waren sie deutlich zurückgegangen, nachdem Risiken in wissenschaftlichen Studien belegt worden waren“, so AOK-Vorstandschef Tom Ackermann.
„Bei der Hormonersatztherapie wird der in den Wechseljahren entstehende Hormonmangel durch Medikamente ausgeglichen. Die Wechseljahre sind ein ganz normaler Prozess im Leben jeder Frau, bei dem sich das Zusammenspiel der Hormone verändert“, erklärt die AOK. Typische Symptome sind unter anderem Hitzewallungen, Stimmungsschwankungen, Schlafstörungen und eine Gewichtszunahme.
„Eine Änderung des Lebensstils kann die Begleiterscheinungen in den Wechseljahren abschwächen“, so Ackermann. Wenig Alkohol und Kaffee, der Verzicht auf sehr heiße Speisen und Getränke, wenig Stress, Sport und Entspannungstechniken könnten bei Hitzewallungen, Schlaflosigkeit und Unruhe helfen, so die AOK.
Mehrere Studien haben bereits gezeigt, dass die sorgfältige Abwägung von Nutzen und Risiken bei der Entscheidung für eine Hormonersatztherapie von großer Bedeutung ist.
Die Women's Health Initiative (WHI) Studie (2002), eine der größten Untersuchungen zur Hormonersatztherapie (HRT), wurde vorzeitig beispielsweise abgebrochen, nachdem festgestellt wurde, dass die kombinierte Einnahme von Östrogen und Progestin das Risiko für Herzinfarkte, Schlaganfälle und Brustkrebs erhöht. Die Ergebnisse zeigten, dass die Nachteile der Therapie die Vorteile deutlich überwogen.
Auch die deutsche MARIE-Studie (2008) mit 3464 Brustkrebspatientinnen und 6657 gesunden Frauen im Alter von 50 bis 74 Jahren untersuchte das Risiko von HRT. Die Ergebnisse zeigten, dass Frauen, die über mehr als fünf Jahre Ersatzpräparate einnahmen, ein um 37 Prozent erhöhtes Risiko hatten, an Brustkrebs zu erkranken. Nach Absetzen der Therapie sank das Risiko innerhalb von fünf Jahren wieder auf das Ausgangsniveau. Eine umfassende Analyse von 58 Studien ergab zudem, dass nahezu jede Form der HRT das Brustkrebsrisiko erhöht.
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