Zierath: Geld allein ist keine Lösung

„Wir müssen über die Rolle der PTA sprechen!“

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Berlin -

Dass PTA eine noch wichtigere Rolle in der Apotheke spielen wollen, zeigt die aktuelle Umfrage des Bundesverbandes der PTA (BVpta). Doch für mehr Kompetenzen braucht es nicht nur entsprechende Weiterbildungen, sondern auch Gesetzesänderungen. Darum heißt es: Karten auf den Tisch legen und gemeinsam ein Konzept entwickeln. Anja Zierath, Bundesvorsitzende des BVpta, hat im Livetalk auf der APOTHEKENTOUR deutlich gemacht, dass mehr Geld allein den PTA-Beruf nicht rettet.

Der BVpta sei als Berufsverband das Sprachrohr der PTA, so Zierath. Treten Probleme im Berufsstand auf, stehe man zur Seite und adressiere die Themen an die Politik. Eine Chance, die genutzt werden müsse. Darum sei es wichtig, dass PTA die Möglichkeit nutzten, mit dem BVpta in Kontakt zu treten und mitzuteilen, wo der Schuh drücke.

Die Herausforderungen starteten bereits in der Ausbildung, diese müsse praxisorientierter werden, weiß Zierath. Zwar liege die PTA-Reform noch nicht allzu lange zurück und es sei schön, dass es sie gab. „Aber es ist nichts passiert.“ Die PTA-Reform müsse neu gedacht werden. Denn: Die Ausbildung könne aufgrund der fehlenden Vergütung im Vergleich mit anderen Gesundheitsberufen nicht mithalten. Fehle der finanzielle elterliche Background, könnten viele die wundervolle Ausbildung nicht antreten, macht Zierath klar.

Zudem verließen immer mehr PTA die Apotheke. Spätestens nach 15 Berufsjahren sei klar: Es gebe nicht mehr Aufgaben und auch nicht mehr Gehalt. „Das Resignieren finde ich so schlimm“, so Zierath. „Dass man sich beruflich umorientiert, ist normal, aber ganz aus dem Beruf und in andere Branchen abzuwandern, ist schade. Da muss doch mal jemand aufwachen und fragen – warum ist das so“, appelliert Zierath an die Politik. Dass die Frustration groß ist, erlebt sie bei ihren Apothekenbesuchen: „In politischen Gesprächen scheint das Bild so, als wären PTA glücklich – aber das ist nicht die Realität. Das Berufsbild der PTA muss gepusht werden – und das muss in die Köpfe der Politik.“

PTA wollen mehr Kompetenzen

Die aktuelle Umfrage des BVpta zeigt, dass PTA mehr Kompetenzen wollen und auch bereit sind, sich an Weiterbildungen finanziell zu beteiligen. Aber klar sei auch, dass es dafür eine höhere Vergütung geben muss. Zudem müsse die Weiterbildung einheitlich sein und unabhängig vom Bundesland oder vom Arbeitgeber anerkannt werden.

Die Umfrageergebnisse hat der BVpta an Bundesgesundheitsministerin Nina Warken (CDU) geschickt – eine Antwort steht noch aus. Für Zierath ist klar: „PTA ist eine große Berufsgruppe, da kann man nicht weggucken und sagen, das interessiert mich nicht. Man muss darüber sprechen.“

Runder Tisch mit allen Beteiligten

Politik und Apothekerschaft müssten sich an einen Tisch setzen – zusammen mit Fachhochschulen und PTA-Schulen sowie der Adexa, Abda, Kammern und Verbänden. Es brauche alle Player und eine Antwort auf die Frage, ob die Weiterbildung akademisiert werden müsse und welche Kompetenzerweiterungen möglich seien.

Welche Verantwortung können und wollen PTA übernehmen?

Möglich sind Verantwortlichkeiten in der Rezeptur. „Das Vier-Augenprinzip funktioniert auch von PTA zu PTA“, weiß Zierath, die damit die Approbation weder abwerten noch einen Keil in die Apotheke treiben will. „Wir sind alle in einem Boot, es geht nur zusammen.“ Dennoch müssen leichte Stellschräubchen gedreht werden, dass alle in der Apotheke in ihrem Bereich eigenverantwortlich und selbstständig arbeiten könnten.

Ein großes Streitthema ist die stundenweise Vertretung beispielsweise in Notfallsituationen. Für Zierath eine Option, die gesetzlich und rechtlich verankert werden könne und bei der auch das Thema Haftung geklärt werden müsse. „Die Apotheke soll Gesundheitsversorgerzentrum werden und pDL könnten ins Unendliche ausgebaut werden, dafür braucht es aber auch PTA.“ Zudem habe die Apothekerschaft viele Aufgaben, bei denen sie der Ärzteschaft zuarbeiten könnte, wenn denn die Zeit dafür wäre.

Eine andere Option wäre das Housecaring: Apotheker:innen übernehmen die Medikationsanalyse und PTA fahren nach Hause zu den Patient:innen und überprüfen, ob alle Vorgaben umgesetzt und die Arzneimittel richtig angewendet werden.

PTA könnten auch im Rahmen der Telepharmazie beraten, ist Zierath sicher. „Ich will gar nicht, dass jetzt jemand durchdreht, aber am Ende ist es nichts anderes als das, was täglich im Handverkauf passiert – nur nicht im Handverkauf. Wir stellen keine Diagnosen und machen auch keine Medikationsanalyse.“ Aber eine Beratung zu einer verstopften Nase oder Fußpilz durch PTA sei auch im Rahmen der Telepharmazie möglich.

Fakt sei aber auch: Weiterqualifizierung solle freiwillig sein. „Alles kann, nichts muss“, so die BVpta-Bundesvorsitzende.

Nur mehr Geld ist nicht die Lösung

Selbst wenn es mehr Geld gebe – den PTA gehe es auch nach einer Honorarerhöhung nicht besser, weiß Zierath. Denn: Geld alleine sei nicht alles. Es sei wichtig und gehöre dazu, aber nur mit mehr Geld werde der Beruf nicht schöner – es brauche eine Kompetenzerweiterung.

Darum sei es wichtig, jetzt ins Tun und Machen zu kommen und sich gemeinsam an einen Tisch zu setzen. Alle Teilnehmenden müssten bereit sein, aus ihrer Komfortzone zu kommen, und nicht nur sagen, das geht nicht, sondern Ideen neu prüfen. „Vieles, das nicht geht, kommt aus einer anderen Zeit.“

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