Viele Schülerinnen und Schüler der PTA-Fachschule in Münster sind bereits vor ihrer Famulatur in Vor-Ort-Apotheken aktiv. Dieses Engagement führte zum Aufbau eines Netzwerks mit Inhaberinnen und Inhabern. „Dass die Auszubildenden früh Einblick in den Apothekenalltag bekommen, hat klar Vorteile für beide Seiten“, findet Schulleiterin Nicole Budny.
Als neue Schulleiterin der PTA-Fachschule in Münster wollte Budny von ihrer Oberstufe wissen, ob sie auch fernab der Famulatur in den Apothekenalltag hineinschauen wollen. „Und dann haben sie zu mir gesagt: Das machen wir schon längst.“
Das liege laut der Schulleiterin auch daran, dass in der Klasse mehrere PKA sind, die sich weiterbilden und PTA werden wollen. „Die arbeiten natürlich nebenbei noch in der Apotheke; die anderen Mitschüler:innen sind peu à peu nachgezogen.“ So seien die Auszubildenden beispielsweise in den Betrieben, in denen sie vorher schon als PKA angestellt waren oder ihre Famulatur absolviert haben, geblieben, erklärt Budny. „Die Schülerinnen und Schüler arbeiten ein- oder zweimal die Woche nachmittags oder auch mal samstags.“
Durch Anfragen der umliegenden Vor-Ort-Apotheken und von den Betrieben, über die die PTA-Schule ein positives Feedback erhalten hat, ist schließlich das Partnernetzwerk entstanden. Dieses umfasst zahlreiche Apotheken im Münsterland: von städtischen Filialen bis hin zu inhabergeführten Landapotheken. „Die Zusammenarbeit beruht auf langjährigen Kontakten und engem Austausch, wodurch wir eine verlässliche Basis für Praktika, Beratungstrainings und gemeinsame Projekte schaffen“, so Budny.
Die Schulleiterin nutzte zuletzt auch den Tag der offenen Tür, um an die Apotheken zu appellieren: „Ihr wollt Leute in der Apotheke? Dann bindet sie frühzeitig neben der Famulatur ein. Nehmt Kontakt zu uns auf.“ Laut Budny gebe es die unterschiedlichsten Aufgaben, mit denen die Schülerinnen und Schüler Apothekenteams entlasten und gleichzeitig den künftigen Arbeitsalltag kennenlernen können.
Dass der Bedarf an Fachkräften in der Region groß ist, weiß Budny von den Vor-Ort-Apotheken: „Ich bekomme ständig Anrufe, ob bei uns am Schwarzen Brett zum Beispiel Stellenanzeigen geschaltet werden dürfen. Und da denke ich einfach: Meine Oberstufe weiß schon längst, wo sie ihre Famulatur macht und zukünftig vielleicht sogar beruflich bleiben möchte. Da müssen die Inhaber schon viel eher mit den Schülern Kontakt aufnehmen. Das Wichtigste ist eigentlich, die Menschen überhaupt für diesen Beruf zu begeistern, damit sie die Ausbildung machen.“
Die Arbeit der angehenden PTA sei wichtig: „Selbst das Verbuchen von Ware hilft dem Team. Oder jemand geht ans Telefon und notiert, wer angerufen hat“, so Budny. Sie sagt auch: „Bevor Auszubildende Regale bei Netto einräumen, sollen sie lieber in der Apotheke Ware verbuchen. Dann haben sie eine Packung schon einmal in der Hand gehabt und eine Idee davon, was sie zum Beispiel im Fach Arzneimittelkunde gelernt oder in der Beratung geübt haben.“
Auch sonst bietet der Apothekenalltag viele Möglichkeiten: Erste-Hilfe-Kurse, Inhouse-Schulungen, aktuelle Fälle aus dem HV. „Manche Inhaber zahlen sogar etwas für die Famulatur. Es gibt Betriebe mit Stipendien, für die sich Schüler mit Zeugnissen bewerben. Wenn sie ein halbes Jahr bleiben, gibt’s monatlich ein Taschengeld.“ Außerdem werde Budny gespiegelt, dass die betreuenden Apothekenteams sehr engagiert seien: „Unsere Schüler:innen berichten, dass sie auch bei Fragen oder zur Prüfungsvorbereitung vorbeikommen dürfen. Ich kenne einen Apotheker hier im Gebiet, der bietet einmal im Monat einen Lernzyklus an, in dem auch mündliche Prüfungen simuliert werden.“
Aktuell gebe es Überlegungen, die Vor-Ort-Apotheken bereits kurz nach Ausbildungsbeginn miteinzubeziehen: „Die Idee ist, nach den Sommerferien – wenn die neuen Schülerinnen und Schüler in ihrer Ausbildung angekommen sind, ein Speed-Dating oder eine Vermittlung im Rahmen der Partnerschaften zu organisieren.“
Die Schulleiterin hält das Konzept für sinnvoll – nicht nur für die Betriebe, die so früh potenzielle Mitarbeitende kennenlernen. „Als Inhaber kann ich mir die Frage stellen: Passt die Person zu uns oder nicht?“ Gleiches gelte für die Seite der zukünftigen PTA: „Ist das ein Team, mit dem ich arbeiten kann? Sind das Arbeitsbedingungen, die ich gut finde? Möchte ich hier meinen zukünftigen Beruf als Praktikantin ausprobieren? Wie werde ich hier gewertschätzt?“ All diese Dinge, glaubt Budny, können ihre Auszubildenden so frühzeitig ausprobieren. „Und für die Schüler verschwindet die Hemmschwelle, von Apotheke zu Apotheke zu gehen und nachzufragen, ob sie denn überhaupt Praktikanten haben möchten, denn die kommen dann nicht mehr in Betracht.“