Im Zollstreit mit den USA drängt für die EU die Zeit. Auch die Pharmabranche schaut gerade genau hin, denn auch sie könnte empfindlich von erhöhten Zöllen betroffen sein. Abda-Präsident Thomas Preis warnte nun in der „Berliner Zeitung“ vor Versorgungsengpässen und steigenden Arzneimittelpreisen.
„Bei einem strengeren Vorgehen der USA besteht die große Gefahr, dass sich die ohnehin existierenden globalen Engpässe weiter verschärfen“, so Preis. Lieferengpässe zu händeln gehöre ohnehin seit Jahren zum täglichen Geschäft in den Vor-Ort-Apotheken – kommen nun die bisherigen US-Importe hinzu, sehe es noch schlechter aus. „Salbutamol für Asthma-Präparate gehört zu den betroffenen Wirkstoffen. Aber auch Kochsalzlösung muss importiert werden.“
Besonders abhängig sei Deutschland bei Generika von der US-Produktion. „Es gibt dort zum Beispiel große Produktionsstätten für Ibuprofen“, berichtet Preis. Aber auch innovative Arzneimittel kämen aus den USA. „Die Arzneimittelpreise für innovative Medikamente sind in den USA sehr viel höher als in Europa. Eine Angleichung der Preise könnte dazu führen, dass diese Medikamente in Europa noch teurer werden. Möglicherweise kämen sie in Europa auch später an, weil man zunächst die Mehrkosten scheut oder die Hersteller Nachteile für den US-Markt vermeiden wollen.“
Die drohenden Zölle würden zwar vor allem den deutschen Export betreffen, könnten aber auch im Inland bei Pharmaunternehmen für Probleme sorgen. „Sie könnten sich gezwungen sehen, weniger zu produzieren oder mehr Geld für ihre Produkte zu verlangen“, so Preis. Bis die neue Pharmastrategie greife, werde noch viel Zeit vergehen. „In der Zwischenzeit ist es sehr wichtig, dass das System der öffentlichen Apotheken gestärkt wird, damit Patientinnen und Patienten ausreichend mit Medikamenten versorgt werden können.“
Apotheken bräuchten daher unbedingt mehr Rechte beim Austausch von Arzneimitteln. „Vor allem durch erhöhte Anforderungen der Krankenkassen bei der Abrechnung der Arzneimittel werden den Apothekerinnen und Apothekern hohe bürokratische Hürden auferlegt.“ Weit mehr als 20 Stunden pro Woche und Apotheke bindet das Engpassmanagement. „Diese Zeit geht für die engere Betreuung der Patientinnen und Patienten verloren. Das können wir uns in Zeiten von Fachkräftemangel und demografischem Wandel nicht leisten.“
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