Bericht

Missstände bei der Pflege

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Trotz einiger Fortschritte gibt es bei der Pflege alter und hilfsbedürftiger Menschen nach wie vor erhebliche Missstände. Das geht aus dem Pflegebericht des Medizinischen Dienstes der Spitzenverbände der Krankenkassen (MDS) und der Pflegekassen hervor, der am Freitag in Berlin vorgelegt wurde. Demnach wurde bei Kontrollen in jüngster Zeit im Durchschnitt bei jedem zehnten Heimbewohner und bei 5,7 Prozent der Pflegebedürftigen zu Hause ein „akut unzureichender Pflegezustand“ festgestellt. Im ersten, 2004 vorgelegten Bericht, war dies noch bei 17,4 Prozent der Heimbewohner und bei 8,8 der Pflegebedürftigen zu Hause der Fall.

Allerdings weist der Bereich nach wie vor Mängel im Bereich Ernährung und Flüssigkeitsversorgung der Pflegebedürftigen aus. Bei etwa jedem dritten Pflegefall stellten die Prüfer Defizite fest. Dies bedeute aber nicht unbedingt, dass die Betroffenen unterversorgt oder mangelhaft ernährt seien, betonte Jürgen Brüggemann vom MDS. Vielmehr führten auch unzureichende Gewichtskontrollen und eine fehlende Ermittlung des Energiebedarfs der Bewohner zu einer schlechteren Bewertung durch die Prüfer.

MDS-Geschäftsführer Peter Pick wies einen Bericht der „Bild“-Zeitung über angeblich skandalöse Zustände bei der Pflege zurück. Es gebe eine „signifikante Verbesserung“ gegenüber dem Vorgängerbericht von vor drei Jahren, sagte Pick. In einigen Heimen gebe es aber nach wie vor Missstände. Teure Einrichtungen sind dabei nicht automatisch besser: Die Prüfungen hätten keinen Zusammenhang zwischen Kosten und Qualität festgestellt, hieß es.

Der Chef des Verbands der Angestellten-Krankenkassen, Werner Gerdelmann, forderte härtere Konsequenzen bei qualitativ schlechten Pflegeeinrichtungen. „Wenn man schwarze Schafe entdeckt, dann kann man die ja nicht einfach so weiterlaufen lassen, sondern man muss hier reagieren. Die Reaktion muss im Extremfall auch sein, dass diese Einrichtung aus der Versorgung herausgenommen wird“, sagte er. Dies sei heute ein langwieriger juristische Weg. Zudem forderte Gerdelmann mehr unangemeldete Kontrollen als heute. Die Pflegekassen erhoffen sich zudem Unterstützung von der anstehenden Reform der Pflegeversicherung.

Jüngste Pläne des Bundesgesundheitsministeriums (BMG) sehen vor, bei Pflegefällen in der Familie einen maximal zehntägigen bezahlten Pflegeurlaub zu gewähren. Die Spitzenverbände der gesetzlichen Kranken- und Pflegekassen verlangten allerdings, die Leistungen müssten aus Steuermitteln vom Staat finanziert werden.

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