Altmedikamente

Keine bundesweite Arzneimittelentsorgung

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Ein zentrales Konzept zur Entsorgung von Altmedikamenten wird es wohl auch künftig nicht geben. „Die Bundesregierung sieht keine Notwendigkeit für eine bundeseinheitliche Regelung zur Entsorgung von Altmedikamenten“, heißt es in einer Antwort der Regierung auf eine kleine Anfrage der Grünen. Vielmehr spricht sich Schwarz-Gelb für eine Entsorgung über den Hausmüll aus. Gesundheitliche oder umweltbedingte Bedenken gebe es dabei nicht.

Bis zum Sommer 2009 hatten die Hersteller das bundesweite Abholsystem „Remedica“ finanziert. Die Arzneimittel-Verpackungen waren zusammen mit den Altmedikamenten als geldwertes Altpapier entsorgt worden. Mit einer Änderung der Verpackungsverordnung lief das System jedoch aus. Die Grünen baten nun um eine Einschätzung der Bundesregierung: Schließlich sei ein „gut organisiertes bundesweites Sammelystem“ durch regional und lokal stark variierende Konzepte abgelöst worden.

Die „quer subventionierte“ Rücknahme von Altmedikamenten, wie das Redmedica-System in Apotheken, sei nicht ökologisch erforderlich, so die Regierung. Grundsätzlich könnten Apotheken nach wie vor Medikamente sammeln. Auch die Entsorgung über öffentliche Schadstoffsammelstellen sei weiterhin möglich. Letztendlich würden Medikamente aber in beiden Fällen über die „normale“ Hausmüllverbrennung vernichtet. Daher sei auch an einer Entsorgung über den Restmüll in Privathaushalten nichts auszusetzen.

Die Gesundheit der Bürger sieht die Regierung damit nicht in Gefahr: Durch Altmedikamente im Hausmüll gebe es „keinerlei über das normale Lebensrisiko hinausgehende Risiken“. Damit Altmedikamente nicht in die Hände von Unbefugten gelangen, appelliert die Bundesregierung an die Eigeninitiative der Bürger: „Denn für die ordnungsgemäße Entsorgung ist grundsätzlich der Abfallbesitzer selbst verantwortlich.“

Auch für die Umwelt ergebe sich keine zusätzliche Belastung durch die Hausmüll-Entsorgung: Seit 2005 würden Siedlungsabfälle entweder thermisch oder mechanisch biologisch vorbehandelt. Durch keines der beiden Verfahren würde die Umwelt belastet. Auf Mülldeponien gelagerte Abfälle könnten nicht ins Abwasser gelangen.

Allerdings teilt die Regierung mit den Grünen Bedenken bezüglich der Entsorgung von Altmedikamenten über die Toilette: Zu häufig würden insbesondere flüssige Arzneimittel noch über das Abwasser entsorgt. Auch hier gebe es zwar keine gesundheitlichen Bedenken. Der Entsorgungsweg sei aber „trinkwasserhygienisch“ unerwünscht. Auf EU-Ebene werde daher geprüft, für welche Medikamente „Umweltqualitätsnormen“ festgelegt werden sollten. Auch das Umweltbundesamt beschäftige sich derzeit mit der Frage, wie die Rückstände von Arzneimitteln im Rohwasser vermindert werden können.

Aus Sicht der Apotheken wäre es besser, wenn die Hersteller weiterhin die Beseitigung von Altmedikamenten übernehmen würden. Bei einer Umfrage im März sprachen sich 60 Prozent der Nutzerinnen und Nutzer von APOTHEKE ADHOC dafür aus, die Hersteller in die Pflicht zu nehmen. Nur 6 Prozent sahen die Apotheker in der Verantwortung. 17 Prozent der Befragten sprachen sich dafür aus, dass die Kommunen die Entsorgung bezahlen.

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