Versorgungsdichte

Kassen könnten auf 12.000 Ärzte verzichten

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Ein Gutachten des GKV-Spitzenverbands sorgt derzeit für neuen Zündstoff in der Diskussion um das kommende Versorgungsgesetz: Aufgrund der Überversorgung in städtischen Gebieten könnten 12.000 Ärzte aus der vertragsärztlichen Versorgung aussteigen, ohne dass dies negative Auswirkungen auf die Versorgung hätte, behauptet der GKV-Spitzenverband in einer Studie. Die Mediziner reagieren schockiert und bezeichnen das Gutachten als „unredliche Zahlenspielerei“.

Es gebe genug Ärzte, sie seien nur ungleich verteilt, so der Kassenverband. In den kommenden fünf Jahren könnten fast 7000 Mediziner in den Ruhestand gehen. In keiner Region Deutschlands würde der Versorgungsgrad dann unter 130 Prozent sinken. Nach den derzeitigen Regelungen der Bedarfsplanung gilt ein Planungsbereich ab 110 Prozent als überversorgt - die Kassenärztliche Vereinigung (KV) verhängt dann ein Zulassungsstopp.

Die Zahl der Ärzte in überversorgten Gebieten könnte demnach sogar um insgesamt 12.000 verringert werden, so der GKV-Verband. Die KVen sollten daher die frei gewordenen Praxen aufkaufen und nicht wieder neu besetzen. Sie müssten dafür 1,5 Milliarden Euro investieren, was laut Kassen etwa 1 Prozent des jährlichen Honorarvolumens der ambulanten Versorgung in den nächsten fünf Jahren entspricht.

Die Mediziner kritisieren insbesondere, dass das Gutachten des Kassenverbandes auf den alten Regelungen der Bedarfsplanung beruhe. Diese seien veraltet und würden daher ohnehin durch das Versorgungsgesetz erneuert. Eine Überversorgung in städtischen Gebieten streiten die Ärzte ab: „Nicht einmal in den großen Städten Bayerns ist eine hausärztliche Überversorgung zu verzeichnen“, so die KV Bayern. Vielerorts kämen Patienten aus den angrenzenden Landkreisen zur Behandlung in die Städte. „Vielmehr macht sich mancherorts bereits heute ein Mangel in der Grundversorgung bemerkbar“, so die KV.

Schon lange habe der GKV-Spitzenverband keine konstruktiven Beiträge zur gesundheitlichen Versorgung gebracht, teilt auch der NAV-Virchowbund mit. Es zeige sich, dass „aufgeblähte und auf Zentralismus ausgelegte Institutionen, wie der GKV-Spitzenverband, angesichts der Herausforderungen in der Versorgung eher anachronistisch wirken“.

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