Die Krankenkassen geben ihrer Meinung nach zu viel Geld für Arzneimittel aus. Ginge es nach Michael Weller, Stabsleiter Politik beim GKV-Spitzenverband, könnten Millionen Euro alleine durch die Liberalisierung des Apothekenmarktes eingespart werden. So könnten die Kassen durch die Abschaffung des Fremd- und Mehrbesitzverbotes entlastet werden - ohne dass sich die Beratungsqualität verschlechtere, argumentierte Weller beim Jahreskongress des Bundesverbandes Deutscher Versandapotheken (BVDVA).
Beispiele aus bereits liberalisierten, europäischen Ländern zeigten, dass eine Marktöffnung nicht automatisch einen Qualitätsverlust bedeute. „Viele der 'heiligen Kühe' in Deutschland sind kein Muss“, lautete daher Wellers Schluss. Zumindest das Mehrbesitzverbot müsse verändert werden: Dass Apotheker etwa Filialen nur im gleichen Landkreis eröffnen dürften, sei „ökonomisch fragwürdig“. Weller sprach von unnützen Marktbarrieren. „Es ist auch nicht nötig, dass alle Filialen die gleichen technischen Voraussetzungen erfüllen müssen“, so Weller mit Blick auf die Novellierung der Apothekenbetriebsordnung (ApoBetrO).
Ängste vor einer Liberalisierung seien nicht berechtigt: In den vergangenen Jahren hätten die Apotheker mit jährlichen Umsatzsteigerungen von mehr als 4 Prozent bewiesen, dass es ihnen gut gehe. Auch die seit zehn Jahren relativ konstante Apothekenzahl belege, dass ein Apothekensterben schlicht nicht eingetreten sei, so Weller. Der Versandhandel habe den niedergelassenen Apothekern nicht geschadet, zumal die Versender bis heute das Geschäft mit verschreibungspflichtigen Medikamenten kaum erschlossen hätten.
Das soll sich nach Ansicht von Weller ändern. Denn im Versandhandel sieht der Kassenvertreter großes Einsparpotential: „Man sollte den Versandhandel durch verschiedene Instrumente bestärken.“ Heißt konkret: Preiswettbewerb im Rx-Bereich („Apothekern mehr Preisspielraum geben“) und Beteiligung der Apotheken an neuen Versorgungsmodellen (Selektivverträge): „So bekämen wir die Arzneimittelkosten runter.“
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