Rabattverträge

Hersteller fürchten „Highlander-Prinzip“

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Der Branchenverband Pro Generika hat erneut die Rabattverträge der Krankenkassen kritisiert und vor einem Massensterben unter den Generikaherstellern gewarnt. „Die Kassen sollten den Hebel da ansetzen, wo der Ausgabenzuwachs entsteht, und das ist nicht in unserem Segment“, sagte Pro Generika Geschäftsführer Peter Schmidt. Den Marktdaten des Branchenverbandes zufolge ist der höchste Ausgabenanstieg mit mehr als 20 Prozent bei den patentgeschütztem Arzneimittel zu verzeichnen. Generika-Preise seien in den ersten neun Monaten 2008 dagegen um 2,4 Prozent gesunken.

„Mit Generika sparen die Kassen schon heute 10 Milliarden Euro pro Jahr, das entspricht einem vollen Beitragssatzpunkt“, sagte Schmidt. Dabei seien die Rabattverträge noch nicht berücksichtigt. Allerdings seien daraus resultierende Einsparungen selbst bei dreistelligen Millionenhöhe kaum nennenswert gegenüber dem ganz normalen Einsatz von Generika, so Schmidt.

Der Branchenverband kritisierte dennoch, dass die Kassen ihre Einsparungen aus den Rabattverträgen noch immer nicht ausweisen. Bis Ende Juni wurden die Rabatte laut Schmidt auf denselben Konten verbucht wie die Zwangsrabatte. Ob für die zweite Jahreshälfte Daten der einzelnen Kassen ausgewiesen werden oder lediglich kumulierte Zahlen, stehe noch nicht fest. Immerhin dürften auch die Hersteller nicht an einer Preisgabe ihrer Rabattangebote interessiert sein.

Mit Blick auf die aktuelle Ausschreibung der AOK befürchtet Schmidt einen existentiellen Druck auf kleinerer und mittlerer Hersteller. Denn nach dem „Highlander-Prinzip“ bekommt nur noch ein Hersteller den Zuschlag für ein Gebietslos. „Wer bei der AOK nicht zum Zuge kommt, verliert fast die Hälfte des GKV-Marktes. Sollte sich die Ausschreibung als gerichtsfest erweisen, wird der Konzentrationsdruck weiter steigen.“ Schmidt rechnet deshalb mit einer Vielzahl von Nachprüfungsverfahren gegen die Ausschreibung.

Der Pro Generika-Chef warnte zudem vor einer Abwanderung der Industrie ins Ausland: „Ein größerer Player bezieht seit April 60 Prozent seiner Produkte aus Indien“, so Schmidt. Zwar produzierten die meisten Unternehmen noch vorwiegend in Deutschland, viele hätten aber bereits Personal entlassen. Auch an der Weiterentwicklung der Generika oder der Entwicklung von Biosimilars müssten die Hersteller sparen, wenn der Margendruck im Kerngeschäft zu groß werde, so Schmidt.

Zwar erkennen laut Schmidt auch die Kassen die mittel- und langfristigen Folgen ihrer Politik. Sie stünden aber selbst unter erheblichem Druck, weil sie auf Biegen und Brechen vermeiden wollten, im kommenden Jahr einen Zusatzbeitrag zu erheben.

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