Kommentar

Die Prophezeihung Bahr

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Er war der Hoffnungsträger der Apotheker: Vor der Bundestagswahl 2009 hatten die Leserinnen und Leser von APOTHEKE ADHOC Daniel Bahr in einer inszenierten Direktwahl mit großer Mehrheit zum neuen Bundesgesundheitsminister gewählt. Jetzt erfüllt sich die Prophezeihung: Der 34-Jährige folgt Dr. Philipp Rösler ins Amt. Ist damit die Hoffnung für die Apotheken auferstanden?

Könnte sein: Denn mit Rösler an der Spitze will die FDP verlorenes Terrain zurückerobern. Dabei trägt der designierte Westerwelle-Nachfolger zumindest eine Teilschuld, dass die Liberalen bei ihrem Stammklientel in Ungnade gefallen sind: Auch vom BMG aus haben die Liberalen Einiges gut zu machen, wenn sie die 5-Prozent-Hürde mal wieder von oben sehen wollen. Damit ist keine Klientelpolitik gemeint, sondern eine Politik, der man trauen und auf die man sich verlassen kann.

Diesen Eindruck hat Rösler in rund anderthalb Jahren zumindest bei den Apothekern nicht erweckt - anders im Übrigen als seine wenig geliebte Vorgängerin. Ulla Schmidt (SPD) hatte die Apotheker zwar genervt, aber man wusste, was man bekommt.

Mit dem Aufrücken von Bahr könnte dieses Gefühl von Sicherheit zurückkehren. Dafür spricht, dass der 34-Jährige schon länger als Rösler in der Gesundheitspolitik aktiv ist. Außerdem gilt er Vielen als Experte. Andererseits hat Bahr als Staatssekretär im BMG die bisherige Linie des Ministeriums mit verantwortet. Während die Apotheken mit dem AMNOG finanziell stark in die Pflicht genommen wurden, hielt die Koalition in der Gesundheitspolitik andere Versprechen aus dem Wahlkampf nicht.

Und dass er genauso nett lächelt wie „Dr. Philipp Pflegeleicht“, sollte nicht darüber hinwegtäuschen, dass auch Bahr ein Stratege und Machtpolitiker ist. Als Schwiegermuttertyp wird man nicht NRW-Chef der Liberalen und auch nicht Bundesgesundheitsminister. Für die FDP ist die Personalrochade eine Chance, für die Apotheker vielleicht.

Seinen „Wahlsieg“ bei APOTHEKE ADHOC hatte Bahr seinerzeit damit begründet, dass die FDP mit den Apothekern immer „fair gespielt“ habe. Die Große Koalition dagegen habe ein Pick-up-Verbot versprochen, aber nichts unternommen. Jetzt kann Bahr seine Ankündigungen von damals in die Tat umsetzen: „Wir sind für einen offenen Umgang miteinander. Wir sagen, was ist, und machen, was geht.“

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