Plagiatsaffäre

„Chatzi“ verliert Doktortitel

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Der FDP-Politiker Jorgo Chatzimarkakis muss seinen Doktortitel abgeben. Das hat der Fakultätsrat der Universität Bonn heute beschlossen. Chatzimarkakis habe bei seiner im Jahr 2000 eingereichten Dissertation die Regeln des wissenschaftlichen Arbeiten verletzt, heißt es in dem Beschluss der Prüfer. In seiner Arbeit finden sich demnach „in zahlreichen Fällen aus anderen wissenschaftlichen Arbeiten entlehnte Passagen, die nicht als wörtliche Übernahmen gekennzeichnet waren“.

Texte anderer Autoren wurden den Prüfern zufolge eingefügt, ohne Anfang und Ende der Zitate durch Anführungszeichen zu kennzeichnen. Lediglich am Ende der Passagen sei in einer Fußnote die Belegstelle genannt. Das reiche jedoch nicht aus. „Eine solche Praxis vermittelt den Eindruck, dass hier Herr Chatzimarkakis spricht, während in Wirklichkeit Texte anderer Autoren reproduziert werden“, so der Professor Dr. Günther Schulz, Dekan der Philosophischen Fakultät.

Die Universität will nach diesem Fall ihre bereits im Jahr 2004 verschärften Kontrollen eingereichter Arbeiten ausweiten. „Auf Grundlage der aktuellen Erfahrungen werden wir zusätzliche Vorkehrungen treffen. Künftig verpflichten wir alle Promovenden dazu, ihre Arbeit auch in elektronischer Form einzureichen“, sagte Schulz.

Das hatte Chatzimarkakis getan. Er sieht seine Dissertation als einen „Grenzfall“ an, räumte aber Fehler bei der Zitiertechnik ein. Jetzt will er den schriftlichen Beschluss der Universität abwarten - und dann eine neue Doktorarbeit in Angriff nehmen.

Chatzimarkakis ist bereits der dritte prominente Politiker, dem der Doktorgrad wegen Abschreibens wieder entzogen wird. Auch der ehemalige Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) und die Europa-Abgeordnete Silvana Koch-Mehrin (FDP) mussten ihre Doktorwürde abgeben.

Chatzimarkakis hatte seinen Fall aber anders bewertet und die unsaubere Zitiertechnik in der TV-Sendung „Anne Will“ unter anderem mit einem Aufenthalt an der Universität Oxford begründet. Diese Aussage wiederum hatte den Protest zweier deutscher Studenten an der britischen Kaderschmiede ausgelöst.

Der Doktorand Jan Rosenow hat einen offenen Brief an den FDP-Chef Dr. Philipp Rösler geschrieben und zur Stellungnahme und Klarstellung aufgefordert. Der Brief wurde als Petition im Internet veröffentlicht. Sie läuft noch bis Ende Juli, aktuell haben knapp 1000 Unterstützer online unterzeichnet. Ein anderer Doktorand aus Oxford, Markus Gerstel, hat sich direkt an seine Universität gewandt und auf den Fall aufmerksam gemacht.

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