Apothekentests sind eine pharmazeutische, aber auch eine politische Angelegenheit. Als vor einem Jahr bei einer Untersuchung acht von 23 Versandapotheken die Herstellung einer Rezeptur ablehnten, forderte die Stiftung Warentest die Apothekerkammern auf, die Einhaltung berufsrechtlicher Verpflichtungen genauer zu überprüfen. Dem ist die Apothekerkammer Westfalen-Lippe jetzt nachgekommen. Fazit: Noch verweigert sich jede fünfte Versandapotheke der Herstellung von Rezepturen.
Die Kammer hatte bei jeweils 25 Präsenz- und Versandapotheken die Anfertigung einer Erythromycin-Salbe in Auftrag gegeben. Obwohl aus pharmazeutischer Sicht keine herausfordernde Aufgabe, lehnten fünf Versender die Belieferung ab. „Wenn ein Patient nach einem Arzneimittel verlangt, ist eine Lieferquote von nur 80 Prozent ernüchternd“, kommentierte Geschäftsführer Dr. Andreas Walter. Dagegen hätten alle Präsenzapotheken die Rezeptur hergestellt.
Bei der Kammer fühlt man sich in dem Eindruck bestätigt, dass sich Versandhändler als „Rosinenpicker“ verstünden: „Die Kernkompetenz besteht augenscheinlich darin, sich um die Arzneimittel zu kümmern, bei denen Umsatz und Ertrag am höchsten sind. Die Aufgaben, die kostenträchtig sind und einen hohen Personalaufwand erfordern, wie die Rezeptur, die persönliche Beratung oder den Nacht- und Notdienst überlässt man gerne den niedergelassenen Apothekern“, so Walter.
Auch bei den Kosten gab es Differenzen: In den Vor-Ort-Apotheken lag der Durchschnittspreis für die Anfertigung bei 19,71 Euro; in den Versandapotheken streute der Rechnungsbetrag zwischen 16,70 Euro und 29,17 Euro.
Welche Versandapotheken getestet wurden und welche die Herstellung ablehnten, will man bei der Kammer nicht verraten. Nur soviel: Auch die großen ausländischen Versender seien dabei. Über das weitere Vorgehen will nun der Vorstand diskutieren. Die Kammer sieht sich als Vorreiter in Sachen Testkäufe. Seit 2003 wurden 7000 Tests unter den Mitgliedern durchgeführt.
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