Abschlags-Streit, Rabatt-Debatte, Pickup-Pleite - Für die Apotheker hat die Wunschkoalition keine Besserstellung gebracht. Im Gegenteil. Nachdem ihre Anliegen zwei Jahre lang ignoriert wurden, gehen die Pharmazeuten daher jetzt in die Gegenoffensive: Im Vorfeld des Deutschen Apothekertages in Düsseldorf forderte ABDA-Präsident Heinz-Günter Wolf eine gerechtere Honorierung. Ansonsten drohe das System der Gesundheitsversorgung durch wohnortnahe Apotheken zu kollabieren. „Wir Apotheker wollen nicht nur mehr Honorar, wir brauchen es.“
Das Arzneimittelmarkt-Neurordnungsgesetz (AMNOG) habe die Apotheken „mit voller Wucht“ getroffen; die wirtschaftliche Lage habe sich dramatisch verschlechtert. Eine geringere Versorgungsdichte schade aber zuerst den Patienten. „Ich frage mich, so wie viele meiner Kollegen: Ist das politisch wirklich so gewollt?“
Laut Wolf besteht „dringender Handlungsbedarf“: Der Großhandel wälze die ihm zugedachte Belastung an die Apotheken ab; der Apothekenabschlag werde je nach Kassenlage verändert - fünf Mal seit 2004, mit nach wie vor unbekanntem Ergebnis für die Jahre 2009 und 2010. Das Apothekenhonorar nach Abzug des Abschlags dagegen sei in den vergangenen acht Jahren nicht angepasst worden, trotz „steigender Inflation, steigender Personal- und Sachkosten, steigender Bürokratie, steigender Leistung und steigendem Belastungsdruck“.
Laut Wolf muss das Honorar an die realen Aufwands- und Kostensteigerungen angepasst und vorausschauend dynamisiert werden - als laufende apothekenspezifische Anpassung des fixen packungsbezogenen Honorars. Der gesetzlich festgeschriebene Kassenabschlag soll laut Wolf auf 2011 beschränkt werden - als Ausgangsbasis für die Verhandlungen mit den Kassen soll der alte Abschlag von 1,75 Euro gelten.
Auch in einigen speziellen Bereich besteht laut ABDA Handlungsbedarf: Bei der Abgabe von Betäubungsmitteln bestehe wegen der Gebühren des Großhandels eine Unterdeckung von 19 Millionen Euro. Bei der Anfertigung von Rezepturen zahlen die Apotheken demnach 137 Millionen Euro drauf, bei Nacht- und Notdiensten sogar 192 Millionen Euro.
Gleich ein Dutzend Anträge zum Apothekertag beschäftigen sich mit dem Thema Honorierung. Bei der Politik sei der Handlungsbedarf bereits angemeldet worden, so Wolf. „Die Gesellschaft hat einen Anspruch auf den unabhängigen Apotheker. Sie will ihn und sie braucht ihn. Wenn die Politik ständig bürokratische Hürden aufbaut und den Apotheken das Honorar entzieht, dann können wir die wirtschaftliche Verantwortung nicht mehr vernünftig tragen.“
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