Kommentar

Apothekenmonopoly

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Der Bundestag kann mit seinen eigenen Immobilien ja machen was er will. Spannend ist die Begründung aber schon, warum es im Erdgeschoss des eigenen Hauses unbedingt eine Offizin sein muss: Den Abgeordneten würde eine Apotheke in der Nähe fehlen. Soso. Na hoffentlich haben sie sonst alles, was sie benötigen. Wenn sich der nächste MdB aus der Liegenschaft über die angeblich viel zu hohe Apothekendichte in Großstädten beschwert, sei er auf die Dorotheenstädtische Apotheke verwiesen. Die ist fußläufig in acht Minuten zu erreichen. Vier Apotheken sind weniger als ein Kilometer von dem Bundestagsgebäude entfernt.

Vielleicht gibt es ein anderes Argument als das der Versorgung: Das Gebäude ist (apothekenexklusiv) ausgeschrieben und Interessenten müssen den Mietpreis in ihrer Bewerbung selbst vorschlagen. Die Verwaltung könnte sich der Vorstellung hingeben, Apotheken seien gewillt oder in der Lage, besonders viel für die Fläche zu bezahlen. Wenn dem so ist, sollten die Mitarbeiter im Referat ZT 3 mal bei ihren Nachbarn aus dem Parlament nachfragen, was die so zuletzt verabschiedet und veramnogt haben.

Oder aber - was noch schlimmer wäre - die Immobilienverwalter im Bundestag sind ganz gerissen. Sie setzen darauf, dass sich die namhaften Kooperationen und Franchise-Macher um den Standort reißen. Bieterwettkampf um die „Apotheke im Bundestag“, Tür an Tür mit Botschaften, dem Adlon und der Akademie der Künste, das Brandenburger Tor in Sichtweite und Touristen aus aller Welt: Das sind Schübe für die Markenbildung, die in einer Gewinn- und Verlustrechnung ins Gewicht fallen dürften.

Und es könnte - aber das grenzt an Verschwörungstheorie - noch ärger sein: Am Ende hat der Bundestag den Standort längst verhökert und die Offerte ist nur eine Inszenierung, um den Auflagen einer öffentlichen Ausschreibung zu genügen. Während Apotheker noch von einem Prestigeprojekt auf dem Prestigeboulevard träumen, hat wer anders schon überzeugende Argumente auf den Tisch gelegt. Im November wissen wir mehr.

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